Gold
Goldrausch im Alten Gebirge
"In Bergesadern, Mauergründen ist Gold gemünzt und ungemünzt zu finden"
(Goethe: Faust II)
Wer hat nicht schon einmal davon geträumt einen Goldschatz zu finden und dadurch reich zu werden. Unbekannte Schätze gibt es nur noch wenige, natürliche Goldvorkommen dagegen doch relativ häufig. Die meisten Menschen werden dabei jedoch eher an Kalifornien, den Yukon in Alaska oder die Goldminen in Südafrika und Brasilien denken. Höchstens das Rheingold ist ihnen ein Begriff. Dass aber auch anderswo in Mitteleuropa Gold zu finden ist, ist nahezu in Vergessenheit geraten: Auch der Bayerische Wald und seine angrenzenden Gebiete in Böhmen und der Oberpfalz erlebten vor einigen Jahrhunderten ihren Goldrausch, von dem heute noch einige Dinge vor Ort erinnern.
Eine kleine Erdgeschichte zum Einstieg:
Gold ist überall auf der Welt vorhanden. Ob auf den Kontinenten, im Meer und in uns selbst. Die Konzentrationen des Goldes ist jedoch recht unterschiedlich. Normalerweise findet man Gold in der 16 km starken oberen Erdkruste mit einer Konzentration von 0,005 g/Tonne. Um nur 10 Gramm Gold zu gewinnen müsste man also 2000 Tonnen Gestein bewegen. An manchen Stellen der Erde kommt Gold jedoch häufiger vor. Vor 300 Millionen Jahren wurde die kompakte Gesteinsmasse des bayerisch-böhmischen Grundgebirges in Schollen zerbrochen. Die Spalten wurden von heißen Lösungen aus dem Erdinneren ausgefüllt. Diese Spaltenfüllungen - Quarzgänge enthalten Gold in so hoher Konzentration, dass in Böhmen bereits in der Bronzezeit mit einfachsten Gewinnungsmethoden erfolgreich Gold gewonnen werden konnte. Der "Goldrausch" im Bayerischen Wald und Böhmerwald reichte bis in das Mittelalter hinein. In den darauffolgenden Jahrhunderten verlor die Goldgewinnung immer mehr an wirtschaftlicher Bedeutung und ist heute im einstigen Goldland Bayerischer Wald und Böhmerwald völlig zum Erliegen gekommen.
Wenn Stollen in den Berg getrieben werden, kann das im Quarzgestein "eingewachsene" Gold direkt abgebaut werden. Eine primäre Lagerstätte wird erschlossen.
Gold kann jedoch auch in Form von Seifengold vorkommen. Der Begriff Seife ist aus dem arabischen Wort "sife" entstanden, das soviel wie "tropfendes Wasser" bedeutet. Im Laufe der vergangenen Jahrmillionen nagte der Zahn der Zeit an den goldführenden Erzgängen.
Durch Wind und Wetter verwittern die Gesteine und die Goldkörner lösen sich dadurch aus ihrem ursprünglichen Gesteinsverband. Vom Regen werden sie zusammen mit anderen Mineralkörnern in Rinnsale gespült und landen schließlich in Bächen und Flüssen. Überall dort, wo die Fließgeschwindigkeit des Wassers nachlässt, lagern sich die schweren Goldkörner am Bachbett ab. Eine sekundäre Lagerstätte hat sich gebildet.
Nur in den allerseltensten Fällen gelingt es jedoch dort größere Goldkörner oder gar Goldnuggets zu finden. Die Goldflitter sind vielmehr so winzig, dass sie mit bloßem Auge im Sand und Schlamm nicht zu erkennen sind. Deshalb muss der Goldanteil mit aufwändigen Verfahren vom tauben Sediment getrennt werden.
Zunächst wird aus dem Bachsediment das grobe Gestein abgesiebt. Es bleibt Sand zurück.
Mit Hilfe einer Goldwaschpfanne gelingt es die unterschiedlich schweren Bestandteile des Bachsandes voneinander zu trennen. Durch kreiselnde Bewegungen werden Erdkrumen und Mineralkörner mit geringem spezifischen Gewicht mit dem Wasser über den Schüsselrand gespült. Die schweren Mineralkörner mit dem Gold bleiben am Boden liegen.
Die winzig kleinen Goldkörnchen blitzen im Sonnenlicht auf und können mittels einer Pinzette ausgelesen werden.
Beim wirtschaftlich rentablen Goldabbau werden die Goldkörner jedoch nicht manuell ausgelesen. Hier kommen chemische Zusätze zum Einsatz. Im 19. Jahrhundert und auch schon davor war das auch heute noch z.B. in Brasilien oder Indonesien anzutreffende Quecksilber-Amalgamierungsverfahren üblich, das Böden, Flüsse und Seen mit hochgiftigem Quecksilber verseucht, welches sich in der Nahrungskette auch noch anreichert. Bei diesem Verfahren wird das zerkleinerte, goldhaltige Erz mit Quecksilber vermischt, welches das Gold selektiv herauslöst. Das Quecksilber wird dann verdampft und Gold bleibt zurück.
In den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts wurde das Amalgamierungsverfahren nach und nach durch die umweltfreundlichere (!) Auslaugung von Gold mittels Zyanid abgelöst. Gold und Silber bilden lösliche Komplexe mit Zyanid (CN-), während Quarz, Eisenoxide und andere Begleitminerale nicht angegriffen werden. Das Gold kann aus der Lösung gewonnen werden, indem man Zink zugibt. Dabei bilden sich lösliche Zinkzyanide, während Gold und Silber ausfällt. Zyanid kann zwar relativ leicht entsorgt werden,ist jedoch stark giftig. Es blockiert die Sauerstoffaufnahme im Blut und führt so zum Erstickungstod. Aus diesem Grunde ist die Goldgewinnung mit Zyanid sehr umstritten. Wirtschaftliche Alternativen gibt es jedoch bisher nicht.
Heutige Erkennungszeichen der Goldenen Jahre im Bayerischen Wald:
Seifenhügel - Abfallhaufen mittelalterlicher Goldgräber
Wandert man entlang der goldführenden Bäche fallen an bestimmten Stellen kleine Hügel ins Auge, deren Formen nicht in die ansonsten sanft geschwungene Landschaft passen. Es handelt sich dabei um Goldseifenhügel, im Volksmund Grüben genannt. Bei jedem Siebvorgang zu Beginn der Goldwaschprozedur wurde dabei der grobkörnige Kies an den Bachseiten aufgeworfen. Im Laufe vieler Goldwäschergenerationen wurden Hunderte von Tonnen Gesteinsmaterial bewegt und zu den markanten Hügeln aufgehäuft.
Goldköpfchen und Goldmarie – Das Gold im regionalen Namensgut
Sowohl in Bayern als auch in Böhmen bezeugen heute noch Orts- oder Flurnamen vom einstigen Goldreichtum der Region. Am bekanntesten ist wohl der Namenszusatz von Prag – der goldenen Stadt, aber auch der deutsche Name von Kaspersky Hori (Bergreichenstein), die Ortschaft Reichenberg oder der Goldbach bei Zwiesel lassen einen Bezug zur Goldgewinnung erkennen.
Sehenswerte Objekte im Bayerischen Wald zum Thema Gold
Die Gemeinde St Oswald-Riedlhütte bietet Goldwaschkurse an.
Informationen unter Tel: 08553-6083