Glas
Ohne Quarz kein Glas
Schauen Sie einmal durch´s Fenster raus! Was sehen Sie dort? Bäume, Häuser oder andere Dinge. Aber Sie sehen auch ein Stück Geologie, aber ganz unbewusst. Im Grunde sehen Sie es auch gar nicht, denn Sie sehen hindurch. Das Glas aus der die Fensterscheibe gefertigt worden ist, wird zu einem großen Teil aus Quarz hergestellt.
Glasmacher als Schatzsucher – Die Gewinnung
Wer durch die Wälder des bayerischen Waldes streift, der wird häufig vor Löchern und Gruben stehen. Eine Bärenfalle mag der Betrachter denken. Aber gibt es denn heute noch Bären? Oder waren es etwa Goldsucher die hier ihre Stollen angelegt haben?
Nein, nach Gold wurde hier nicht gegraben, obwohl das Gestein, das hier abgebaut worden ist für die armen Bayerwäldler wahrhaftig so wertvoll gewesen sein muss wie Gold. Es handelt sich vielmehr hier um alte Quarzgruben. Ehemalige Abbaustellen wo der Rohstoff für die weitverbreitete Glasindustrie im Bayerischen Wald gewonnen wurde. Jahrhunderte lang wurde das Gestein abgebaut und vor Ort in unzähligen Glashütten weiterverarbeitet.
Dort entstanden Kunstobjekte, Butzenscheiben, Trink- und Flaschengläser und vieles mehr. Doch ganz so einfach war es damals wohl doch nicht, Glas herzustellen. Bereits winzig kleine Unreinheiten im Gestein mindern die Qualität des Produktes ganz erheblich. Quarz kommt in der Natur nur sehr selten als Reinprodukt vor, oftmals enthält er Spuren von Eisen. Und dies färbt das daraus geschmolzene Glas grün. In den vergangenen Jahrhunderten waren also viele Glasgegenstände in grüner Farbe, da es damals nicht möglich war das Eisen aus dem Quarz zu entfernen. Heute wird glasklares Glas benötigt. Grüne Fensterscheiben oder Brillengläser finden wenig Nachfrage. Daher wird der Rohstoff für die Glasindustrie des Bayerischen Waldes heute nördlich des Bayerischen Waldes in der Oberpfalz gewonnen, wo das Quarz bessere Verarbeitungsqualität besitzt.
Eine kleine Erdgeschichte – Die Entstehung
Quarz ist chemisch gesehen Siliziumdioxid (SiO2). Trotz seiner einfachen Formel bildet der Quarz, je nach Entstehungsbedingungen und Beimengungen, außerordentlich verschiedengestaltige Formen. Am bekanntesten ist sicherlich der Bergkristall, aber auch Rosenquarz ist manchen ein Begriff. Im Bayerischen Wald findet man an bestimmten Stellen solche schmucken Ausprägungen des Quarzes. Viel häufiger sind dort jedoch eher unscheinbare Gesteine, die Quarz enthalten.
Eines davon ist der Pegmatit. Er bildet sich aus leicht flüchtigen Gesteinsrestschmelzen, die übrig bleiben, wenn ein Granitkörper auf rund 500°C. abkühlt und dabei weitgehend auskristallisiert ist. In diesen Restschmelzen, die oft in Spalten eindringen herrschen Bedingungen, die zum Riesenwuchs von Kristallen führen. Der sehr grobkörnig kristallisierte Quarz kann daher mechanisch sehr einfach von anderen Mineralien getrennt werden, die ebenfalls sehr große Kristalle ausbilden und daher von Mineraliensuchern sehr begehrt sind.
Vom Quarzbrocken zum Trinkglas – Die Verarbeitung
Es ist sechs Uhr morgens. In den Glashütten beginnt ein langer Arbeitstag für die Glasbläser. Die nächsten acht Stunden werden sie nur eines zu tun haben: Glasblasen. Ihr wichtigstes Arbeitsmittel, das flüssige Rohglas, wurde bereits am Vortag hergestellt. Dabei wurden die Rohstoffe auf fast 1500° C erhitzt, miteinander verschmolzen. Die Schmelze hat am Morgen des nächsten Tages genau die richtige Temperatur für die Weiterverarbeitung.
Doch was ist da eigentlich drin in dieser Schmelze?
Zunächst einmal muss der Quarz, der als Sand oder Gesteinsbrocken in die Glashütte kommt, zerkleinert werden. Dies geschieht natürlich heute durch vollautomatische Maschinen. Früher jedoch wurde dies in sogenannten Quarzpochern durchgeführt. Dabei stampften große durch Wasserkraft bewegte Holzhämmer das Quarzgestein zu Staub.
Dem staubfeinen Quarz werden je nach Endprodukt weitere Zutaten zugesetzt. Kaliumkarbonat und Soda (Na2O) gehören dabei in jedes Gemenge. Für hochglänzendes Bleikristall wird noch Bleioxid, für normale Trinkgläser Kalk zugesetzt. In früherer Zeit wurde das für das Gemenge benötigte Kalium aus Pottasche gewonnen. Hierfür wurde Holz zu Asche verbrannt, welche einen mehr oder weniger großen Anteil von Kalium besitzt, je nach Baumart. In großen Töpfen, Pötten genannt, wurde diese Asche für die Glasschmelze aufbereitet, daher der Name "Pottasche". Durch die Zugabe von Pottasche konnte der Schmelzpunkt der Glasschmelze herabgesetzt werden. Dies war wichtig, da die notwendigen hohen Temperaturen die für die Glasschmelze notwendig sind, mit den damaligen Brennmaterialien nicht erreicht werden konnten. Auch heute wird Pottasche noch dem Gemenge zugesetzt, um Energie zu sparen. Allerdings muss kein Baum mehr für die Herstellung sein Leben lassen, da Pottasche nun künstlich hergestellt werden kann.