Hochmoore

Unter den feucht-kalten Bedingungen nach der letzten Eiszeit haben sich in klimatisch besonders rauhen Lagen z.T. große Mengen an unverrottetem Pflanzenmaterial angesammelt, soweit Kälte und Nässe den Abbauprozeß durch Mikroorganismen unterbinden konnten. Ob Seggen, Schilf oder Torfmoose, deren abgestorbene Pflnazenteile lagerten sich Schicht für Schicht ab, durch zunehmende Versauerung bestens konserviert. Im Lauf der Jahrhunderte bildeten sich z.T. meterhohe Torfschichten, durch die die Moorvegetation an der Oberfläche mehr und mehr vom Untergrund isoliert wird.
Soweit die lebende Pflanzendecke noch Kontakt zu Grund- und Oberflächenwasser hält, spricht man vom "Niedermoor"; sobald die Versorgung ausschließlich aus der "Luft" - bzw. über den Niederschlag - erfolgt, vom "Hochmoor". Beide Moor-Typen sind im Inneren Bayerischen Wald verbreitet, zum Teil auch in noch sehr naturnahem Zustand.
Da feucht-kalte Umweltbedingungen sowohl in den Talmulden als auch in Plateau- und Sattellagen des Mittelgebirges auftreten können, finden sich Hochmoore in ganz verschiedenen Höhenstufen.
Alle Moore sind extrem störungsempfindlich, da sie "Wunden" durch Tritt- und Fahrspuren, Verletzungen der Bodenvegetation und anthropogene Veränderungen im Wasserhaushalt etc. bei dem geringen Wachstum- und Entwicklungsstempo kaum verheilen können. Für interessierte Besucher wurden deshalb an einigen Stellen Boden- und Vegetations-schonende Holzstege ins Moor errichtet.

Hochmoore in Tallage
Entsprechend der mehrmonatigen Wachstumsperiode in Tallage weisen Moore in Talkesseln, Bachtälern und Verebnungen am Fuße der Berge eine größere Mächtigkeit der Torfschichten auf. Bei winterlichen Inversionslagen kann die Bodentemperatur auf arktische Minusgrade von -30° bis -35° sinken.
Neben dem typischen Krummholz aus Latsche und Spirke finden sich örtlich auch Sumpfporst und Zwergbirke als kostbare Zeugen der nach-eiszeitlichen Entwicklung. Hier überlebten auch Libellen, Schmetterlinge oder Spinnen, wie sie für die hochnordische Tundra typisch sind (Eiszeitrelikte).
Soweit Hochmoore in Ortsnähe liegen bzw. leicht zugänglich waren, wurden sie bereits im 19. Jhdt zur Gewinnung von Brenntorf genutzt; auch zur Anlage von Feucht- und Streuwiesen entwässert. Die Naturschutz- und Forstverwaltungen bemühen sich heute um eine "Renaturierung" dieser besonders wertvollen Lebensräume durch Wiedervernässung, um die Hochmoore in ihrem naturgegebenen Charakter möglichst dauerhaft zu sichern.

Artenausstattung der Hochmoore in Tallage
Vegetation: Torfmoose, Sonnentau, Moosbeere, Rauschbeere, Wollgräser, Heidekraut, Andromeda- Heide, Sumpf-Greiskraut, Sumpf-Läusekraut, Fettkraut
Moorbirke, Latsche, Spirke, Faulbaum
Tierwelt: Birkenzeisig, Grauspecht, Waldohreule, Bekassine; vereinzelt Birkhuhn, Birkenmaus, Schreiadler, Karmingimpel
Kreuzotter, Libellen, Hochmoorgelbling

Hochmoor in Hochlage

Plateau- und Sattellagen sind durch hohe Niederschlagsmengen und Schneemassen geprägt. Die auf wenige Sommermonate beschränkte Wachstumsperiode erlaubt nur einen geringen Zuwachs an Torfmoosen, Seggen, Gräsern und Latchen. Die Torfmächtigkeit reicht daher selten in mehr als 2m Tiefe. Dennoch wirken die Hochlagen-Moore als wichtige Wasserspeicher. Vor allem stellen sie begehrte Sonnen-Lichtungen im sonst dunkel-kühlen Bergfichtenwald, was speziell für das Auerhuhn ganzjährig von Bedeutung ist.
Wenn in diesen Extrem-Lebensräumen die Artenvielfalt auch erheblich eingeschränkt ist, so finden sich hier rare Kostbarkeiten aus der Tierwelt, speziell in den wassergefüllten Kolken ("Mooraugen") und schwarzen Moorseen (z.B. "Latschensee").

Artenausstattung der Hochmoore in Hochlage
Vegetation: Wollgräser, Seggen, Torfmoose, Rauschbeere, Preiselbeere, Latschen, auch Moorbirke, Vogelbeere
Tierwelt: Bergmolch, Libellen, Baumpieper, Auerhuhn; vereinzelt Krickente, Spinnen, Laufkäfer