Bergmischwald
In klimatischer Gunstlage vergesellschaften sich die Baumarten Buche, Tanne und Fichte in unterschiedlichem Mischungsverhältnis. Die artspezifischen Ansprüche an Boden, Licht und Wärme ermöglichen eine innige Verzahnung verschiedenster Altersstufen dieser Leitbaumarten, die als mehrstufige "Schichtung", im Extremfall sogar als "Plenterstruktur" ausgebildet sein kann.
Die Vielfalt an Baumarten und Strukturen des Mischwaldes spiegelt sich in einer hohen Vielfalt der Tierwelt wider, speziell bei den Vögeln und Totholz-bewohnenden Insekten und Pilzen. Die meist starke Abschattung des Waldbodens beschränkt hingegen das Vorkommen Blüten- und Beeren-tragender Vegetation auf "Störstellen" unter dem aufgerissenen Kronendach.
Artenaustattung im Bergmischwald
Pflanzen: Himbeere, Fuchgreiskraut, Dornfarn, Wurmfarn, Rippenfarn
Hirschholunder, Weidenröschen, Gemswurz, Alpenmilchlattich, Türkenbundlilie, Mondviole, Wiesenraute, Christophskraut, Hasenlattich
Tierwelt: Buchfink, 7 Spechtarten, Waldkauz, Rauhfußkauz, 2 Arten an Fliegenschnäppern, 3 an Laubsängern, 4-6 an Meisen, 4 an Drosseln; auch Haselhuhn
Luchs, Dachs, Reh, Haselmaus.
Tanne / Weißtanne
Tiefwurzelnder, langlebiger Nadelbaum, von eindrucksvoll-säulenartigem Wuchs. Zweige relativ starr und typischerweise waagrecht ausgebreitet. Nadeln in der Regel platt, tiefgrün und mit Wachsglanz. Zapfen im obersten Kronenbereich aufrecht stehend, mit dichtgepackten Schuppen, die einzeln von der Zentralachse abblättern. Geflügelte Samen zur Windverbreitung.
Im Sämlings- und Jugendalter toleriert die Tanne selbst tiefen Schatten, wo sie bis über 150 Jahre ausharren kann, doch kommt sie nur in reichlichem Licht zu voller Wuchskraft. Tannen können eine bis zu doppelt solange Lebensspanne wie Buchen oder Fichten erreichen, was sie zum stabilisierenden Stützelement im Bergwald macht. Auf Grund dieser Einnischung stellt die Tanne die Voraussetzung für den gestuften Bestandsaufbau im Bergmischwald!
Als Jungbaum verbißgefährdet (speziell durch Reh, Elch; auch Rothirsch, Auerhuhn), doch hochgradig regenerationsfähig. Auf Grund des meist tiefreichenden Wurzelsystems werden Tannen auch bei Sturm eher gebrochen als geworfen. Freigestellt vermögen Alttannen selbst im Stammbereich neue Äste zu treiben ("Wasserreiser").
Freiragende Tannenkronen sind Luftschadstoffen besonders ausgesetzt. Solche werden bevorzugt von Misteln besiedelt. Geschädigte Bäume sind unter anderem an ihrer schütteren, gestauchten Krone zu erkennen ("Storchennest").
Die Skelette abgestorbener Tannen prägen noch über Jahre das Waldbild; Tannen-Totholz wird von speziellen Pilzen und Insekten besiedelt.
Lebenserwartung 400-600 Jahre.
Buche / Rotbuche
Breitkroniger Laubbaum, der in Mittel- und Osteuropa seinen Verbreitungsschwerpunkt hat. Blüten durch Wind bestäubt; die relativ schweren, dreikantigen Nüßchen (Bucheckern, Bucheln) werden hingegen vor allem durch Vögel und Mäuse verbreitet. Massenerträge an solchen Nüßchen - in sogenannten Mastjahren - locken große Schwärme von Bergfinken, Kernbeißern, Ringeltauben, auch Eichelhäher und Auerhühner an; sie können auch Massenvermehrung bei Eichhörnchen, Wildschweinen und Waldmäusen nach sich ziehen. Die Bucheckern wurden bereits von jungsteinzeitlichen Siedlern als Nahrung systematisch geerntet; bis in die Neuzeit auch zur Schweinemast genutzt.
Knospen vor der Blattentfaltung nährstoffreich; wichtige Ressource für Auerhühner. Laub von Pflanzenfressern genutzt. Mit seiner goldgelben Färbung verleiht der Buchenwald einer Herbstlandschaft ihr phaszinierendes Aufleuchten.
Buchen vermögen sich die konkurrierende Vegetation vom "Leibe" zu halten, einerseits durch Beschattung des Waldbodens mit ihrem dichten Blätterdach, andererseits durch Giftstoffe in ihrem Fallaub, das sich auf dem Waldboden in mitunter dichten Lagen sammelt. Sämlinge und Jungbäume der Buche gedeihen auch im Halbschatten; jedenfalls sind sie auf Grund ihrer Empfindlichkeit gegenüber Spätfrost und starker Besonnung im Schutze eines lückigen Baumbestandes begünstigt.
Geradschaftige Altbuchen mit astfreiem Stammbereich werden vom Schwarzspecht zur Höhlenanlage bevorzugt, zumal die glatte Borke das Feindrisiko durch Marder senkt.
Buchenholz ist hart und widerstandsfähig; abgestorbene Teile jedoch verpilzen rasch. Entsprechend "mürbes" Buchenholz wird speziell vom seltenen Weißrückenspecht zum Höhlenbau bevorzugt. Totholz von Buchen beherbergt die höchste Artenzahl unter den Totholz-nutzenden Insekten (Xylobionte) des Bergmischwaldes. Charakteristisch auch die harten Konsolen des "Zunderschwamm", die in vorindustrieller Zeit zur Herstellung filzartigen Textilersatzes bewirtschaftet wurden (Lokalbezeichnung "Huder (= Hadern-) sau").
Lebenserwartung 200-300 Jahre.
Artenausstattung im Buchenbestand
Bodenvegetation im geschlossenen Buchenbestand stark benachteiligt, bis auf Moose, Farne, auch Hasenlattich.
Auf Grund eines hohen Angebots an Insekten im Kronendach ist die Vogelwelt in alten Buchen artenreich (z.B. Zwerg- und Trauerfliegenschnäpper, Waldlaubsänger, Mönchsgrasmücke, Schwarz-, Bunt- und Weißrückenspecht, auch Grünspecht. Typisch Kleiber, Dohle, Hohltaube, Blau- und Kohlmeise, Buchfink (im Winter auch Bergfink), Eichelhäher und Eichhörnchen, Siebenschläfer.
Bergahorn
Stattlicher Laubbaum mit breiter, grobastiger Krone. Blätter typischerweise mit 5 großen, sternförmig-angeordneten Zacken; bei alten Bäumen grünlich-gelbe bis hell-beige farbene Borke, die wie mit losen Plattenschuppen gegliedert erscheint.
Ahornbäume sind lichtbedürftig und somit auf Waldränder, Waldlichtungen oder lückig-durchbrochene Baumbestände beschränkt. Tolerieren auch ärmste Böden, weshalb sie speziell auf sonnigen Felsgraten, Blockböden und Schotterrinnen zu finden sind.
Die kleinen Blüten sind in traubigen Rispen angeordnet, zwar ohne besondere Färbung aber reich an Nektar, und werden entsprechend eifrig von Hummeln und Bienen besucht. Da auch der Baumsaft zuckerhaltig ist, lecken Insekten und Singvögel an Baumwunden. Das grobe Ahornlaub wird zwar von Hirschen und Rindern gefressen, von Waldhühnern und anderen Pflanzenfressern aber meist verschmäht. Sehr hohe Regenerationskraft nach Bruch oder Verbiß.
Die lang-geflügelten Samen treiben im Wind wie kleine "Propeller"; sie sind relativ nährstoffarm, können aber vom Kernbeißer und anderen Finkenvögeln, auch Mäusen verzehrt werden.
Lebenserwartung 200-300 Jahre, wobei sehr alte Stämme häufig schon völlig hohl sind. Dürre Ahornstämme werden zur Anlage von Spechthöhlen genutzt, speziell vom Weißrückenspecht.
Im Bergmischwald kommt an wärmebegünstigten Hängen neben dem Bergahorn auch der Spitzahorn vor (namengebend sind die vergleichsweise spitzen Enden der Blattzacken), meist in kleinen Gruppen oder einzeln eingesprengt. Im Bergfichtenwald kann sich nur noch der kältefestere Bergahorn behaupten, wobei die uralten Einzelbäume im Wesentlichen noch aus der Zeit ausgedehnter Weidenutzung stammen.
Fichte / Rottanne
Hochwüchsiger Nadelbaum mit meist schlanker, schmaler Krone. Nadeln in der Regel dünn, spitz und von sattgrüner bis graugrüner Farbe; Holz frischer Zweige und Stammteile rostbraun. Stamm säulenartig gerade, mit grob-schuppiger Borke.
In sogenannten "Samenjahren" kann es zur Massenblüte kommen, so daß der Wind die Pollen aus den männlichen Blütenzapfen in gelben Schwaden vor sich hertreibt. Die weinroten weiblichen Blüten sitzen an den Astspitzen im Kronenbereich und zeigen bereits die Form der typischen Fichtenzapfen. Diese sind dicht beschuppt, einzeln oder in Büscheln hängend. Reife Zapfen öffnen sich bei trockenem Wetter und lassen die geflügelten Samen kreiselnd zu Boden segeln. Samen-Masten der Fichte locken Fichtenkreuzschnäbel und Erlenzeisige in oft riesigen Schwärmen an; die harzigen Körner werden auch von Ringeltaube, Waldhühnern und Waldmäusen vom Boden aufgelesen.
Durch "Ringeln" des Stammes an der Sonnenseite gewinnt der Dreizehenspecht Baumsäfte, die er zur Mineralstoffversorgung aufleckt.
Sämlinge der Fichte sind lichtbedürftig und relativ konkurrenzschwach. Sie kümmern daher im Halbschatten des Altbestandes, mitunter jahrzehntelang in "Warteposition" ausharrend. Hingegen Massenvermehrung auf frischen "Katastrophenflächen" mit voller Besonnung. Obwohl im allgemeinen sehr anspruchslos, werden Fichten-Sämlinge durch verwittertes Tot- bzw. Lagerholz begünstigt. Speziell in den rauhen Kammlagen gedeiht Fichten-Verjüngung bevorzugt auf Moderholz, dessen Substrat gut durchfeuchtet und auch nährstoffversorgt ist (Rannen- bzw. Kadaververjüngung); auch "Stelzwurzelbildung" auf alten Baumstümpfen.
An flachgründige, auch steinige oder staunasse Böden angepaßt entwickelt die Fichte typischerweise ein flaches Wurzelsystem, das sie besonders sturmanfällig macht.
Verletzungen an Zweigen und Stamm werden durch ein klebrig-zähes Harz verschlossen. Es vermag auch, eindringende "Schädlinge" - wie Pilze, Borkenkäfer - abzuwehren.
Geschwächte oder gebrochene Fichten verströmen einen Duft, der unter anderem Fichten-Borkenkäfer über größere Distanzen anlockt. Die Larven dieser Insekten entwickeln sich in der nährstoffreichen Basthaut älterer Fichten (Wachstumsschicht) und können den Wirtsbaum dabei tödlich schädigen. Bei Massenentwicklung von Borkenkäfern (speziell der Arten Buchdrucker und Kupferstecher) können die Fichtenbestände weiter Landstriche abgetötet werden!
Dabei zurückbleibende Massen an Fichten-Totholz sind nicht nur Brutstätte unterschiedlicher Insekten (wie Wildbienen, Schwebfliegen, Bockkäfer), sie bilden mit ihrem Bruch- und Lagerholz auch völlig neue Lebensraumelemente für Spechte, Reptilien und Mäuse; auch begünstigen sie das Wachstum des Pionierwaldes und wirken als Keimbett für die folgende Fichtengeneration. Im Laufe der Jahre und Jahrzehnte bauen Pilze und Bakterien das Totholz zu Moder bzw. Waldhumus ab.
Lebenserwartung 300-400 Jahre.
Artenausstattung im Fichtenbestand
Bodenvegetation: Siebenstern, Sauerklee, Moose, Bergsoldanelle, Heidelbeere, Farne
Tierwelt: Gespinnstblattwespe, Buchdrucker, Kupferstecher, Fichtenbock, Zangenbock, Waldameisen
Eichhörnchen, Fichtenkreuzschnabel, Dreizehenspecht, Auerhuhn, Tannenmeise, Wintergoldhähnchen, Ringdrossel; auch Gartenschläfer.