Historische Wanderwege „Auf den Spuren des Goldenen Steiges“
Historischer Wegverlauf:
„Mit dem romantischen Namen ‚Goldener Steig‘ bezeichnet man drei alte Saumwege, die von Passau nach Böhmen führten (Saum = Pferdetraglast). Auf ihnen wurden Salz und Südwaren ins Moldauland befördert. Als Rückfracht dienten Getreide (Korn und Salz) und andere Lebensmittel. 3 Steige bildeten den bedeutendesten mittelalterlichen Saumhandelsweg Süddeutschlands:
- Unterer Goldener Steig von Passau über Salzing, Straßkirchen, Kringel, Großtannensteig, Außernbrünst, Ernsting, Ofernleinbach, Waldkirchen, Böhmzwiesel, Fürholz, Grainet, Bischofsreut und Wallern nach Prachatitz (der schon seit 1010 erwähnte älteste und meist begangene Weg. Mitte des 16. Jahrhunderts wöchentlich bis zu 1200 Pferde, jedes mit 3 Zentnern beladen).
- Mittlerer Goldener Steig von Ernsting über Wotzmannsreut, Winkelbrunn, Hinterschmiding, Herzogsreut, Philippsreut und Obermoldau nach Winterberg.
- Oberer Goldener Steig von Salzgattern (bei Außernbrünst) über Röhrnbach, Harsdorf, Freyung, Kreuzberg, Mauth, Finsterau und Außergfield nach Bergreichenstein.
Blütezeiten des Saumverkehrs waren besonders das 13. und 16. Jahrhundert. Mit der Einfuhr von Salz aus dem ‚Salzkammergut‘ über Linz nach Budweis Ende des Salzhandels auf dem Goldenen Steig im Jahr 1706.“
„Den Beinamen ‚Golden‘ erhielten die Wege wegen des gewinnbringenden Salzhandels, aber auch wegen kaiserlicher und königlicher Privilegien (Straßen- und Handelsvorrechte). Sie wurden von Saumpferden und Fuhrwerken benutzt, wovon heute noch deutliche Hohlwegspuren im Gelände erhalten sind.“
Text von Karlheinz Hemmeter (der Verfasserin liegt nur eine Kopie aus einem ihr unbekannten Buch vor):
„Der ‚Goldene Steig‘, eigentlich ein ganzer Fächer einzelner Wege, die den Bayerischen Wald und den Böhmerwald überqueren, war jahrhundertelang eine der wichtigsten Handelsverbindungen im ostbayerischen Raum. Die erhaltenen Reste, Wald- und Wanderwege in abgeschiedeneren Teilen des ‚Waldes‘, sind nach wie vor hoch bedeutende Denkmale der Verkehrs- und Wirtschaftsgeschichte Bayerns.
Von wirtschaftlichen Zentren der Donau aus führten diese Routen ins Böhmische. Passau, seit dem Mittelalter Sitz eines Fürstbistums, war so über drei Hauptstrecken mit Prachatiz, Winterberg und Bergreichenstein bzw. Schüttenhofen verbunden. Über Röhrnbach und Waldkirchen bzw. Freyung und Kreuzberg führten die Wege. Jenseits der ehemaligen Grenze des Fürstbistums, auf herzoglich bayerischem Gebiet, lief eine Strecke über Hals und Tittling, eine zweite von Vilshofen aus über Grafenau.“
Der Goldene Steig heute:
Auf den Spuren der alten Säumer kann man heute auf 4 Routen wandern, die mit dem Säumersymbol markiert und mit zahlreichen Informationstafeln zu historischen Plätzen und Orten ausgestattet sind:
Die drei aus dem ehemaligen Hofstift führenden Steige:
- Unterer Goldener Steig oder auch „Prachatitzer Weg“: Der ehemalige Hauptweg führt von der Bruckmühle bei Röhrnbach über Waldkirchen, Schiefweg, Böhmzwiesel, Fürholz, Grainet und Bischofsreut zur Landesgrenze. Auf tschechischer Seite findet er als gelb markierter „Goldener Salzsteig“ seine Fortsetzung über ?eské Zleby/Böhmisch Röhren und Volary/Wallern nach Prachatice/Prachatitz
- Mittlerer Goldener Steig oder auch „Winterberger Steig“: Der ehemalige Nebenweg verläuft von Bruckmühle bei Röhrnbach über Hinterschmiding und Herzogsreut bis nach Philippsreut zur Landesgrenze. Mit gelber Marierung geht es weiter über die Landesgrenze in die mittelalterliche Stadt Winterberg. Ein mit dem Säumersymbol markierter grenzparalleler Weg verbindet auf deutscher Seite den Winterberger mit dem Prachatitzer Steig zwischen dem Grenzübergang Philipsreut und dem Grenzübergang bei Bischofsreut. Er ermöglicht einen Wechsel der Routen oder eine Rundtour.
- Oberer Goldener Steig oder auch „Bergreichensteiner Weg“: Der ehemalige Nebenweg führt von Röhrnbach über Freyung, Kreuzberg und Mauth bis zum Grenzübergang Finsterau-Bu?ina/Buchwald.
Der ehemalige Bayerische Konkurrenzweg:
- Die „Gulden Strass“ führt von Grafenau über St. Oswald nach Waldhäuser zum Lusen.
Verbindungsweg Passau – Goldener Steig:
Die historische Strecke von Hals über Tittling ist heute mit großen Verkehrsstraßen ausgebaut und für Wanderer unattraktiv. Man kann jedoch auf den Pandurensteig ausweichen und von Hals das wildromantische Ilztal hinaufwandern. Von Fürsteneck leitet das Säumersymbol des Goldenen Steigs das Osterbachtal hinauf nach Röhrnbach zu den drei östlichen Routen. Die Guldenstraß, die ebenfalls mit dem Markierungssymbol des Goldenen Steiges markiert ist, zweigt bereits in Fürsteneck ab und führt über Haus i. Wald nach Grafenau und weiter durch die Säumerstadt über St. Oswald bis zum Fuße des Lusens ins Bergdorf Waldhäuser.
ohne Gepäck möglich ja/nein : Nein
Einkaufen
- Lebensmittelladen in Fürsteneck, Ohbruck, Böhmzwiesel, Fürholz, Grainet und Bischofsreut, Volary und Prachatice
- mehrere Läden in Waldkirchen und Prachatice
Bushaltestellen
Bushaltestellen in Fürsteneck, Waldkirchen, Grainet, Bischofsreut, Volary und Prachatice
Bahnhof in Volary und Prachtize: Linie Grenzübergang Haidmühle - Stoñec/Tusset über volary nach Prachatice bietet Möglichkeit für An- und Rückfahrt.
Telefon/Briefkasten
In Früsteneck, Waldkirchen, Böhmzwiesel, Grainet, Bischofsreut
Grenzübergang
Auf dieser Route überquert der Goldene Steig den kleinen Grenzübergang Bischofsreut (Marchhäuser) – ?eské ðleby/Böhmisch Röhren für Wanderer.
Der Übergang ist vom 1.4. bis zum 30.9. von 6-22 Uhr und vom 1.10. bis zum 31.3. von 8-18 Uhr geöffnet.
Berechtigt zum Grenzübertritt sind Angehörige aller Staaten, die weder in Tscheschien noch in einem Land der EU der Visumspflicht unterliegen und die ein gültiges Grenzübertrittsdokument mitführen (Personalausweis genügt).
Auskünfte erteilt das Grenzschutzamt Schwandorf, Tel. 09431/8016.
Wissenswertes/Sehenswürdigkeiten
- Schloß Fürsteneck: Schloß Fürsteneck, erreichtet unter dem Passauer Fürstbischof Wolfger von Erlach um 1190. Es diente als Grenzbefestigung gegen die Bayerischen Herzöge. 1570 Renovierung durch Fürstbischof Urban von Trembach und Erhebung der bisherigen Burgpflege zu einem Landgericht. 1745 Bau der jetzigen Schloßkapelle unter Kardinal Joseph Dominikus von Lamberg. Baumeister war Severin Goldberger. 1803 fiel Fürsteneck an den Bayerischen Staat. 1814 Verkauf an einen ehemaligen Mönch. Heute befindet sich das Schloß mit Brauerei, Gaststätte und Pension in Besitz von Moritz Forsters Erben.
- Steinerne Brücke über den Osterbach: An Stelle einer älteren Brücke, die der nahen Mühle spätestens im 15. Jahrhundert den Namen Bruckmühle gegeben hat, ließ um das Jahr 1590 der Passauer Fürstbischof Urban von Trenbach diesen langgestreckten, bruchsteingemauerten Brückenbau errichten. Darüber führte der Obere Goldene Steig nach Röhrnbach und Freyung und weiter durch die Lusenwälder nach Bergreichenstein in Böhmen. Großartig in die Landschaft eingefügt überspannen vier ungleiche Bogen das breite, zu Zeiten von Hochwasser überflutete, Bett des Osterbaches. Die lebensgroße Holzfigur des böhmischen Brückenheiligen Johannes Nepomuk in der kleinen Kapelle an der südlichen Brüstungsmauer stammt aus dem 18. Jahrhundert.
- Der Salzgraben: Der alte Hohlweg südlich des Dorfes Hauzenberg wird noch immer Salzgraben genannt. Er war ein Teilstück des „Mittleren Goldenen Steiges“ nach Winterberg, der bei Ernsting vom Unteren Goldenen Steig (der nach Prachatitz führte) abzweigte. Von da aus ging der Winterberger Weg hinüber ins Osterbachtal und Weiter über Wotzmannsreut, Reut bei Karlsbach, Promau, Winkelbrunn, Hinterschmiding und Herzogsreut nach Böhmen. Pferdetritte und Regenfluten haben hier in Jahrhunderten im steilen Gelände den Saumweg tief in den Boden gesenkt.
- Der Sicklingsberg: Im Bereich des Sicklingsberges haben sich zahlreiche Überreste von Altstraßen erhalten (Goldener Steig und alter Weg von Waldkirchen nach Röhrnbach als Fortsetzung der Klafferstraße, eines spätmittelalterlichen Triebweges für Schlachtochsen aus Ungarn). Am Ostrand des Bergwaldes, der alten Waldkirchner Gemarkungsgrenze („Burgfriedsmark“), war einst die Richtstätte des fürstbischöflichen passauischen Marktrichteramtes Waldkirchen (Hochgericht: Galgen und Rat), wonach noch Flurnamen erinnern: Goigen, Goigenwies, Goigenbergacker. Der Galgen, der im Jahr 1535 zum ersten Mal in einer Urkunde Erwähnung findet, wurde 1775 zum letzten Mal erneuert.
- Waldkirchen: Der Hauptort des Passauer Abteilandes war schon im Hochmittelalter Urpfarrei („Kirche im Wald“). In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts zum Markt erhoben (Aus dieser Zeit stammt die planmäßige Grundrißgestaltung des Marktplatzes), war Waldkirchen im geistlichen Fürstentum (Hochstift) Passau einziger Niederlagsplatz für Salz und wichtigster Säumermarkt am alten Goldenen Steig nach Prachatitz in Böhmen. Der Markt wurde deshalb auch um 1460 vom Passauer Fürstbischof Ulrich von Nußdorf mit einer starken Ringmauer mit 10 Wehr- und 2 Tortürmen befestigt, wovon sich noch größere Teile erhalten haben. Wiederholt ist der Ort durch Brände zerstört worden. Zuletzt durch Beschuß bei Kriegsende 1945. Im Jahr 1972 wurde Waldkirchen zur Stadt erhoben.
- Schiefweg: Schiefweg gehört zu den ältesten Säumerorten am Goldenen Steig nach Prachatitz, die im Jahr 1256 vom Passauer Fürstbischof das Recht zum Nützen des Handelsweges bekamen. „Schefwege“ wird damals die Siedlung genannt. „Schef“ heißt im Mittelhochdeutschen das Schiff, Schiefweg lag also am Weg, der zu den Schiffen, den Salzschiffen in Passau führte. Im 16. Jahrhundert stellte das Dorf, das damals aus 10 Anwesen bestand, 5 Säumer und einen Schmid. Die Grundherrschaft übte das Passauer Nonnenkloster Niedernburg aus.
- Böhmzwiesel: Der Ort entstand schon im hohen Mittelalter am Goldenen Steig nach Prachatitz. Der Name bezwichnet die Lage der Siedlung, am Weg nach Böhmen in einer „Zwiesel“, der Gabelung zweier Wasserläufe, hier des Oster- und des Wermutbaches. Im Jahr 1256 erhielten die Bewohner von Böhmzwiesel zusammen mit denen von Waldkirchen, Schiefweg und Fürholz vom Passauer Fürstbischof Otto von Nonsdorf als Landesherren das Recht, zusammen mit den Böhmen am Saumweg von Passau nach Prachatitz Handel zu betreiben. Im Jahr 1538 lebten in Böhmzwiesel 8 Säumer.
- Fürholz: Fürholz entstand im Hochmittelalter am Goldenen Steig nach Prachatitz, und zwar, wie schon der Name sagt, als letzte Siedlung „vor dem Holz“, dem großen Grenzwald gegen Böhmen. Hier fanden die Säumer aus beiden Ländern Gasthäuser und Herbergen zum Übernachten. Im Jahr 1256 erhielten die Fürholzer vom Passauer Fürstbischof als Landesherren das Recht, am Saumweg nach Böhmen Handel zu treiben. Bis ins 15. Jahrhundert saßen hier auch die Mautner (Zolleinnehmer) des Passauer Nonnenklosters Niedernburg, dem im Jahr 1010 vom König der Zoll am Weg nach Böhmen geschenkt worden war.
- Grainet: Gegen Ende des 15. Jahrhunderts entstand am Rand des großen Grenzwaldes am alten Goldenen Steig nach Prachatitz die Siedlung Grainet mit der St. Nikolaus Kirche auf dem breiten Dorfanger. Hierher verlegten auch die Passauer Fürstbischöfe, die im 15. Jahrhundert in den Besitz des Niedernburger Zolles am Goldenen Steig gelangt waren, die Mautstelle aus Fürholz. Mit der Errichtung der Pfarrei bekam Greinet um 1750 ein zweites Gotteshaus, die der heiligen Dreifaltigkeit geweihten Pfarrkirche am nördlichen Ortsausgang.
- Hochstein-Schanze: Der Goldene Steig nach Prachatitz erklomm in mehreren „Geleisen“ die Höhe des Haidelberges. Zahlreiche Spuren dieser Hohlwege finden sich noch im Wald hinter der Felsengruppe „Hochstein“. Im Frühjahr 1611 ließ der Passauer Fürstbischof, Erzherzog Leopold von Österreich, beim Hochstein eine sternförmige Schanzanlage bauen und mit Wachmannschaften besetzen. Ihre Aufgabe war die Sicherung des Goldenen Steiges wie des ganzen Passauer Landes vor den damals in Böhmen abgedankten Kaiserlichen Truppen, dem berüchtigten „Passauer Kriegsvolk“, das der Passauer Bischof im Jahr zuvor selbst angeworben hatte und das dann nach einem böhmischen Kriegsabendteuer in sein Landdrängte.
- Wüstung Leopoldsreut: 1618, beim Ausbruch des 30-jährigen Krieges, ließe der Passauer Fürstbischof Leopold, Erzherzog von Östereich, auf der Höhe des Haidelberges, am Goldenen Steig nach Prachatitz, ein Walddorf anlegen, das seinen Namen bekam: Leopoldreut. Aufgabe der ursprünglichen neuen Ansiedler war zunächst die Sicherung der Grenze gegen Böhmen und die Instanthaltung des Saumweges. Die Leopoldsreuter lebten unter harten Bedingungen von einer kargen Landwirtschaft (Viehhaltung und Waldweiderecht) und allerlei Holzarbeiten. In der Mitte unseres Jahrhunderts wurde die entlegene Siedlung aufgegeben, die Häuser abgebrochen, die Gründe aufgeforstet. Als Denkmal aus alter Zeit steht noch die St. Nepomuk Kirche. Hinter ihr sind im Wald noch mehrere Bodenvertiefungen zu sehen, „Geleise“ des Goldenen Steiges. Die St. Johannes Nepomuk Kirche zu Leopoldreut, Pfarrei Greinet, mit 1108 m höchstgelegene Kirche im Bistum Passau und dem Bayerischen Wald.
- Bischofsreut: Im Zuge der Erschließung und Besiedelung der Wolfsteiner Grenzwälder ließ im Jahr 1705 der Passauer Fürstbischof Johann Philipp Graf von Lamberg am Goldenen Steig nach Prachatitz und nahe der Böhmischen Grenze das Dorf Bischofsreut mit ursprünglich 14 Anwesen anlegen. Lebensgrundlage der Bischofsreuter waren Viehhaltung und Waldweidewirtschaft, später auch die Holzarbeit. die Pfarrkirche, die dem Passauer Diözösan-Patron, dem Heiligen Bischof Valentin, geweiht ist, wurde in den Jahren 1869 und 1873 gebaut.
- Grenzbrücke am Harlandbach: Als Grenze gegen Böhmen galt im Mittelalter die „Mitte des Waldes“ oder die Wasserscheide. Böhmischerseits sicherten zwei steinerne Wachtürme, Königswarte bei Kuschwarda und Tusset, die Grenzwege und die Saumwege. Seit dem 15. Jahrhundert galten Bäche, wie hier der Harlandbach, als „nasse Grenze“. Erst 1753 /57 erfolgte eine genaue Markierung der Landesgrenze. Anstelle einer alten Holzbrücke, über die der Goldene Steig nach Wallern und Prachatitz führte, wurde 1841 diese Steinbrücke gebaut. Sie war Teil eines Verbindungsweges zwischen Bischofsreut und Böhmisch Röhren, bis 1945 der Eiserne Vorhang die Grenze schloß.
Themen (Reihenfolge von Prachatitz zur Grenze):
- Passauer Tor – Anfang des Goldenen Steiges
- Das Prachatitzer System
- Albrechtschlag
- Transportknotenpunkt des Goldenen Steigs (Plahetschlag)
- Das Plahetschlager System
- Wallern
- Säumerbrücke
- Wallernschanze
- Die Feste auf dem Tusseter Felsen
- Das Schillerberger System
- Der Goldene Steig in Bayern
erstes gemeinsames Teilstück aller Wege:
Fürsteneck – Bruckmühle bei Röhrnbach
Am Fuße von Schloß Fürsteneck, wo die Flußwanderwege (Ilztalwanderweg, Pandurensteig, E8 und Main-Donau-Weg) kurz vor ihrer Mündung die Wolfersteiner Ohe überquert, beginnt der Goldene Steig mit dem Säumersymbol als Markierungszeichen. Eine Informationstafel bietet eine Übersichtskarte und eine kurze geschichtliche Einführung.
Der Wanderweg führt nun zunächst auf einem kleinen Schotter- (später Asphalt-) –sträßchen flußaufwärts nach Oh-Bruck. Hier überquert man den Fluß und die Gleise der alten Bahnstrecke und passiert das schöne alte Bahnhofshäuschen, das heute von Privatleuten bewohnt wird. Auf lauschigen Pfaden geht es nun das romantische Osterbachtal hinauf, bis man die Leopiermühle mit ihren ausgedehnten mit Pappeln bestandenen Auwiesen erreicht.
Hier verläßt man das Osterbachtal und steigt den bewaldeten Hang hinauf. Zum ersten Mal begegnet man hier den von jahrhunderte langen Pferdetritten tief eingekerbten Hohlwegen des Goldenen Steigs, den sogenannten „Gleisen“ der alten Säumer, Denkmälern der Verkehrsgeschichte in diesem Raum. Oben angelangt geht es auf kleinen Sträßchen über das benachbarte Hügelland in stetigem Auf und Ab durch Wiesen, Felder und kleine Weiler, bis man beim Gasthof Bruckmühle wieder an den Osterbach gelangt.
Hier, vor der alten „steinernen Brücke“ gabelt sich der Goldene Steig in zwei Routen: nach Osten biegen Prachatitzer und Winterberger Steig ab, gerade aus über die Brücke führt der Bergreichensteiner Weg nach Röhrnbach hinein.
Unterer Goldener Steig: „Prachatitzer Weg“
Bis Hauzenberg verlaufen der Prachatitzer und der Winterberger Weg gemeinsam. Von der steinernen Brücke bei der Bruckmühle südlich von Röhrnbach führt ein Feldweg hinauf über idyllische Bergwiesen zu dem WeilerKeltenstein. Von den prächtigen alten Höfen hat man einen schönen Blick über Röhrnbach in das munter bewegte Hügelland.
Nach Hauzenberg durchquert man ein kleines Seitenbachtal, in dem man bereits auf die tief eingschnittenen Hohlwege der alten Säumer stößt. Von dem Berggrat kann man eine herrliche Sicht genießen: blickt man über Wiesenhügel und Dörfer, voraus erhebt sich das bewaldete Grenzgebirge, über welches die Goldenen Steige nach Böhmen führen.
Eine Infotafel am Ortsrand von Hauzenberg berichtet davon, wie Huftritte und Regenfluten in Jahrhunderten den „Salzgraben“ formten. Hier trennen sich der Winterberger Steig, der dem Salzgraben hinunter folgt, und der Prachatitzer Weg, der rechts hinauf nach Waldkirchen führt.
Auf einem steinigen Feldweg gelangt man zum Waldrand, von wo man eine wunderschöne Aussicht über das hügelige Land hat. Durch laubbedeckten Waldwegen geht es dann durch Mischwälder. Nach einer kleinen hölzernen Kapelle passiert man wieder eine Informationstafel, die von den alten Wegen und dem Galgen hier am Sicklingsberg berichtet.
Auf schönen Wegen wandert man den Hang des Sicklingsberg weiter ostwärts, bis man - aus dem Wald hinaustretend - Waldkirchen mit seiner markanten Kirche an den Gegenhang geschmiegt vor sich sieht. Durch das Tal des Pfeffermühlbaches, den man bei der Geiermühle überquert, erreicht man den einst bedeutenden Säumermarkt Waldkirchen. Zu dem prächtigen Ortskern mit der markanten Kirche und dem Museum Goldener Steig geht es steil die Siedlungsstraßen hinauf.
Von Waldkirchen führt der Goldene Steig auf der Siedlungsstraße nach Schiefweg mit seinem hübschen Säumerbrunnen, der über und über mit Motiven rund um die Säumer und die Goldenen Steigen ausgestattet ist. Von dort geht´s auf dem „Säumerweg“ den Hang hinauf. Oben hat man einen herrlichen Blick über Freyung auf das Waldgebirge.
Immer wieder den charakteristischen Hohlwegen der alten Säumer folgend, geht die Wanderung weiter durch abwechslungsreiche, stark reliefierte Kulturlandschaft mit Wäldchen und Wiesen, Bachtälern und Hügelkuppen, von welchen man immer wieder schöne Ausblicke über das von vielen Hecken und Feldgehölzen gegliederte Kulturland auf den steil ansteigenden bewaldeten Grenzkamm vor sich genießen kann. In stetigem Auf und Ab gelangt man so über Höhenberg, Böhmzwiesel und den früheren Mautort Fürholz mit dem Goldenen-Steig-Brunnen schließlich in den schönen Ort Grainet mit seiner beeindruckenden Steinkirche auf dem breiten Dorfanger.
In Grainet beginnt der lange steile Aufstieg durch die bewaldeten Hänge des Grenzkammes. Bis Au wandert man noch auf dem kleinen, aussichtsreichen Asphaltsträßchen „Säumerhügel“. Vom Waldrand hat man nochmal einen herrlichen Blick über die offene Kulturlandschaft um Grainet. Dann taucht man ein in die ausgedehnten Bergmischwälder und steigt auf steinigen Pfaden über die Hoch-Schanze steil bergan, bis man auf dem Grat das verlassene Walddorf Leopoldsreut erreicht. Von dem ehemals (1889) 152 Einwohner zählenden alten Grenzwächter- und Säumerdorf stehen heute nur noch die St. Nepomuk Kirche, das Forsthaus und die Schule. Schrifttafeln und ein alter Ortsplan von 1864 in der Kirche erzählen von dem Aufblühen und Aussterben dieser Siedlung. Die Schule, sie wurde von 10-15 Kindern besucht, war damals die höchstgelegene Schule in Deutschland und man bezeichnete sie allgemein als „Hochschule“.
Entlang des bewaldeten Berggrats geht es nun fast ohne Steigung auf breiteren Waldwegen über den Sulzberg, bis man bei Bischofsreut aus dem Wald tritt. Vom Wasserspeicher erblickt man nun zum ersten Mal das Land jenseits des Grenzgebirges, das böhmische Grenzland. Die aufgelassenen Wiesen mit spontanen Aufwuchs junger Bäume und den zahlreichen Feldgehölzen bieten einen ganz ungewohnten, wildromantischen Landschaftseindruck, der sich deutlich unterscheidet von dem uns gewohnten Anblick einer gepflegten und intensiv bewirtschafteten Kulturlandschaft.
Vorbei an den ersten Häusern geht es steil hinunter zum Ortskern mit der Kirche und den rechts und links wie an einer Perlenkette aufgereihten alten Waldlerhäusern. Am Ortsausgang führt ein steiles Asphaltsträßchen hinunter nach Marchhäuser in das Tal des Grenzbaches, wo der kleine Grenzübergang für Wanderer liegt.
1b. Fortsetzung in Böhmen: „Goldener Salzsteig“
Von Marchhäuser bei Bischofsreut führt eine kleine Brücke über den Harlandbach und damit über die deutsch-tschechische Staatsgrenze. Eine Informationstafel berichtet von der Geschichte dieser Grenzbrücke. Bis Prachatitz informieren insgesamt 12 solcher Tafeln mit vielen Bildern und Abbildungen über historische Besonderheiten am Goldenen Steig. Die Texte sind in einer Begleitbroschüre auf deutsch nachzulesen.
Man passiert nach dem deutschen nun auch die tschechische Grenzerhütte, die nicht immer besetzt sein muß. Dann führt ein zunächst geschotterter, später asphaltierter Weg steil hinauf über das Steinköpfl nach Böhmisch Röhren. Gesäumt von Feldgehölzen schlängelt sich der Weg durch herausgewachsene Wiesen, Feldmäuerchen, Hecken und Streuobstwiesen den Hang hinauf. Dabei bieten sich herrliche Aussichten über das Grenzbachtal auf das bewaldete Grenzgebirge. Hat man den Talrand erreicht, breitet sich hinter der Kuppe das böhmische Land vor den Augen des Wanderers aus.
Zügig geht es nun – vorbei am Goldenen-Steig-Brunnen - hinunter nach Böhmisch Röhren, dem Ort, an dem einst die Pferde getränkt wurden. Beeindruckend in diesem 950 m hoch gelegenen Erholungsort ist der wunderschöne, von einer Steinmauer umgebene alten Friedhof. Auf den schlichten steinernen Grabsteinen mit verzierten Eisenkreuzen und kleinen Bildchen der Verstorbenen liest man viele deutsche Namen
Auf einer schwach befahrenen Landstraße geht die Wanderung durch verträumte Wiesen und dichte Wälder vorbei in das Tal der Warmen Moldau. Man passiert dabei 3 Informationstafeln zu dem hier vorherrschenden ehemaligen Wegesystem, der Feste auf dem Tusseter Felsen und der Wallernschanze. An der Stelle der Warmen Moldau, wo der Goldene Steig den größten Fluß auf seinem Prachatitzer Zweig überquerte, stand schon seit der Mitte des 13. Jahrhunderts einen befestigte Brücke, die sogenannte „Säumerbrücke“. Sie zählte zu den wenigen festen Übergängen über Gewässer am Goldenen Steig.
Man passiert den Campingplatz am Flußufer und den Bahnhof von Soumarkský Most und gelangt bald darauf auf die Straße nach Volary/ Wallern, der man ein Stückchen (ca.1 km) folgen muß, bis wieder Feldwege durch kleine Höfe und Wiesen in die ehemals bedeutendste Säumerstadt auf der böhmischen Seite des Goldenen Steig, nach Volary/Wallern. Einige wenige übriggebliebene Holzhäuser aus dieser Blütezeit sind bis heute die größten Sehenswürdigkeiten der kleinen Stadt.
Vorbei an der frühbarocken St. Katharina Kirche aus dem Ende des 17. Jahrhunderts gelangt man ortsauswärts über eine wunderschöne Allee zu der Friedhofskapelle des heiligen Florian aus dem Jahre 1709. Durch herrliche kleinteilige Wiesen und Wälder geht die Wanderung durch das Tal des Flanitzbaches in das DorfBlañejovice/Plahetschlag. Der breite Talkessel um dieses Dorf war, wie man auf einer Informationstafel nachlesen kann, Tranportknotenpunkt des Goldenen Steiges, an dem sich Verbindungswege aus verschiedenen Richtungen trafen.
Über einen Wiesenhügel mit schönem Blick gen Osten auf die bewaldeten Gipfel des Boubín (1362m) und des Bobík (1260m) gelangt man entlang von Holzzäunen und Waldrändern nach Albrechtovice/Albrechtschlag, ebenfalls einer ehemaligen Säumersiedlung, die den Karavanen Rast, Erfrischung und gegebenenfalls auch Übernachtung bot. Ein Schild verrät das ehemalige Gasthaus Zum Goldenen Steig von Adolf Mauritz.
Hinter dem Ort, von dem heute nur noch zwei Gebäude übrig geblieben sind, steigt man hinab in das kleine Tal des Pfarrbachs/Farsý potok und passiert die Überreste der ehemaligen Mühle. In einer ausladenden Kurve geht es durch Wiesenhänge und über alte Hohlwege durch kleine Wäldchen hinauf über den letzten Hügel vor Prachatitz. Dabei passiert man den hinter der Kuppe versteckten ehemaligen Säumerort Libínské Sedlo/Pfefferschlag, in dem die St. Anna Kirche aus später Gotik ebenso wie die ganze Siedlung und das Gasthaus „U Nusku“ aus dem 17. Jahrhundert an die Tradition des Säumerbetriebes erinnert.
Von hier geht es zügig bergab. Entlang einer Forststraße erreicht man zuerst die Schule. Über Siedlungsstraßen gelangt man vorbei an der Stelle, wo ehemals das Passauer Tor stand - von den Böhmen aus gesehen der Anfang des Goldenen Steiges nach Passau – auf den prächtigen Stadtplatz von Prachatice/Prachatitz.