Richtig beleuchten – wie geht das?
Um die Lichtverschmutzung möglichst gering zu halten, sollte sowohl im öffentlichen oder privaten Bereich bei der Planung von Beleuchtungsmaßnahmen auf bestimmte Aspekte geachtet werden. Generell geht es darum, unnötige Beleuchtung zu vermeiden und bei bereits installierten und neuen Anlagen Streulicht zu minimieren. Welche Punkte dabei zu beachten sind, erfahren Sie hier.
Lichtmenge
Licht sollte nachts stets sparsam eingesetzt werden. Zu bedenken ist hier, dass je nach Lichtintensität die Melatoninausschüttung beim Menschen beeinflusst wird. Sie wird bei intensiven Lichtreizen stärker und nachhaltiger unterdrückt als bei Schwachlicht.
Zudem sollte die Dunkeladaption des Auges berücksichtigt werden. Das menschliche Auge kann nach einer gewissen Anpassungszeit mit sehr wenig Licht auskommen. Allerdings benötigt es bis zur vollständigen Adaption bis zu etwa 45 Minuten. Nach einem starken Lichtreiz dauert es länger, nach einem schwachen Lichtreiz geht diese Anpassung schneller. Daher kann der Einsatz von geringen Lichtmengen dazu beitragen, dass man sich auch außerhalb der beleuchteten Fläche schnell wieder gut orientieren kann, beispielsweise wenn man eine Ortschaft verlässt.
Im Straßenverkehr hat sich ein gleichmäßiges, schwaches Beleuchtungsbild besser bewährt als punktweise, helle und blendende Beleuchtung, die nicht zwangsläufig die Verkehrssicherheit erhöht. Zu helles Licht kann durch die verstärkte Reflexion auch die Wirkung einer guten Abschirmung (s.u.) aufheben und verstärkt dadurch die Lichtverschmutzung. Die Leuchtmenge sollte dem Verkehrsaufkommen entsprechend angepasst werden. Eine Reduktion der Lichtmenge sowie eine zeitliche Beschränkung in den Nachtstunden können Lichtverschmutzung deutlich eindämmen.
Lichtlenkung
Grundsätzlich sollte Beleuchtung so installiert werden, dass das Licht immer von oben nach unten gerichtet wird, denn so entsteht am wenigsten Streulicht. Der Lampenkopf sollte abgeschirmt sein, so dass oberhalb der Horizontalen kein Licht abgegeben wird. Im Optimalfall wird ausschließlich die zu beleuchtende Fläche (z. B. die Straße) erhellt.
Manche Hersteller geben für ihre Leuchten die sogenannte ULR oder ULOR (Upper Light Output Ratio) an, die zeigt, welcher Anteil des entstehenden Lichts in den oberen Halbraum abgegeben wird. Nachtfreundliche Leuchten haben eine ULR von 0%. Das bedeutet, sie sollten komplett abgeschirmt sein.
Die ideale Lampe ist eine vollabgeschirmte, waagrecht montierte Lampe mit einem planen Glas. Diese Lampe ist von der Seite fast nicht zu sehen, was in punkto Verkehrssicherheit ein deutliches Plus darstellt. Wenn der hellste Punkt im Blickfeld das Leuchtmittel einer Lampe ist, besteht die Gefahr, dass die Lampe mehr blendet als sie für den Verkehrsteilnehmer sichtbar macht. Dadurch wird es oft schwer zu erkennen, was sich hinter oder unter der Lampe befindet. Durch vollabgeschirmte Lampen ist die beleuchtete Fläche am besten zu erkennen und die Blendung wird minimiert. Letztlich sollte man auch nicht vergessen, wie störend schlecht ausgerichtete oder mangelhaft abgeschirmte nächtliche Beleuchtung für die Anwohner sein kann.
Lichtfarbe/Farbtemperatur
Weißes Licht besteht aus verschiedenen Farbanteilen, die je nach Beschaffenheit der Leuchtquelle variieren. Im natürlichen Umgebungslicht sind gegen Mittag die Blauanteile am höchsten, während gegen Abend zunehmend die Rotanteile überwiegen. Diese Abnahme der Blauanteile im Tageslicht, in Kombination mit der sinkenden Lichtintensität, führen dazu, dass unser Körper sich abends auf die nächtliche Ruhephase vorbereitet und wir müde werden. Physiologisch wird das durch die Ausschüttung von Melatonin bewerkstelligt. Blaues und intensives Licht unterdrückt die Melatoninausschüttung wesentlich stärker als Licht aus dem rötlichen Bereich des Spektrums und hält uns wach.
Beleuchtung mit hohen Blauanteilen hat noch weitere Nachteile: Sie zieht verstärkt Insekten an und stört nachtaktive Säugetiere mehr als rötliches Licht. Letzteres liegt daran, dass die meisten Säugetiere keine optischen Rezeptoren für Rot haben und daher Lichtquellen mit rötlichen Leuchtmitteln weniger wahrnehmen. Aufgrund der physikalischen Eigenschaften der Lichtwellen streut blaues Licht stärker und sorgt so auch für mehr Lichtverschmutzung. Unser Auge empfindet zwar blaues Licht als heller als rotes Licht bei gleicher Lichtstärke, aber es verzögert auch die Dunkeladaption des Auges erheblich.
Zusammengefasst kann man sagen, dass blaues Licht mit in der Nacht in vielerlei Hinsicht schädlich ist und daher nur Beleuchtung mit möglichst geringen Blauanteilen eingesetzt werden sollte. Beim Kauf von Lampen und Leuchtmitteln sollte darauf geachtet werden, dass die angegebene Farbtemperatur 3000 K (Kelvin) nicht übersteigt. Besser sind Werte wie 2700 K oder darunter. Ist keine Kelvinzahl angegeben, werden von den Herstellern oft Begriffe wie warm- oder kaltweiß verwendet. In diesem Fall sollte man zu warmweißen oder „amber“-farbenen Leuchtmitteln greifen, denn neutral- oder kaltweiße Leuchten haben in der Regel zu hohe Blauanteile.
Zudem sollten die Leuchtmittel auch keine Strahlung außerhalb des für uns sichtbaren Wellenlängenbereichs abgeben. Ultraviolette Strahlung kann beispielsweise von Insekten und Vögeln wahrgenommen werden und scheint besonders Insekten verstärkt anzuziehen. Infrarotstrahlung wiederum bedeutet einen Verlust an Energie durch Wärmeabgabe. Das bedeutet, dass die Lampe nicht ausreichend energieeffizient ist und das kann wiederum dazu führen, dass Insekten an den erhitzten Lampenköpfen verbrennen.
Schlechte und gute Beleuchtung: Das Leuchtmittel der Lampe im linken Bild weist hohe Blauanteile auf und die Leuchte gibt zur Seite und nach oben mehr Licht ab als auf die Straße direkt darunter. Im Beispiel rechts zeigen sich hingegen die Vorteile eines guten Beleuchtungskonzepts: durch die optimale Lichtlenkung erhellt die Leuchte nur die Straße, die warmweiße Lichtfarbe und die geringe Lichtintensität sorgen für minimales Streulicht.
Alternativen zu permanenter Beleuchtung
In den eigenen Wohnräumen schaltet man in der Regel das Licht ein, wenn man es benötigt und wieder aus, wenn man schlafen geht. Dieses Vorgehen wäre eigentlich auch bei der Außenbeleuchtung möglich und sinnvoll. Der Einsatz von zeit- oder bewegungsabhängigen Beleuchtungssystemen ist beispielsweise im Straßenverkehr von Vorteil. In den meisten Ortschaften gibt es Zeiten mit erhöhtem Betrieb, während die Lampen in den späten Nachtstunden hingegen oft nur leere Straßen erhellen und den Schlaf der Anwohner stören. Sowohl die Lichtemissionen als auch die Kosten für die Kommunen ließen sich eindämmen, wenn die Beleuchtung zeitlich an den tatsächlichen Bedarf angepasst würde.
In abgelegenen Gebieten können auch simple Reflektoren die aufwändige und oft wenig nützliche Lampeninstallation ersetzen, so dass vorbeifahrende Autos Hindernisse mithilfe der eigenen Beleuchtung gut erkennen können. Kommen im privaten Bereich Außenleuchten mit Bewegungsmeldern zum Einsatz, sollte darauf geachtet werden, dass diese den Anforderungen entsprechend ausgerichtet sind. Der Sensor sollte nicht auf jede auf dem Nachbargrundstück vorbeilaufende Maus reagieren und der Scheinwerfer selbst sollte auch nicht über das eigene Grundstück hinaus beleuchten. Da diese Leuchten oft sehr plötzlich an- und wieder ausgehen, sollte auch nur eine möglichst geringe Lichtintensität zum Einsatz kommen, um Blendung sowie einer verzögerten Dunkeladaption des Auges vorzubeugen.
Im eigenen Garten reicht wahrscheinlich meist auch das Licht einer Taschenlampe oder einer Kerze. Vielleicht sollten wir uns einfach auch wieder mehr an die Dunkelheit gewöhnen, denn nur in einer dunklen Nacht kann man die Faszination des Sternenhimmels in seiner ganzen Pracht erleben.