Wie nicht futtertaugliches Mähgut zur Bodenverbesserung und Energiegewinnung beitragen kann

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Rückblick auf die letzte Veranstaltung im Rahmen des Landschaftspflegeforums Freyung-Grafenau

Am vergangenen Mittwoch widmete sich das Landschaftspflegeforum des Naturparks Bayerischer Wald, des BUND-Projekts „Quervernetzung Grünes Band“ und der ILE Ilzer Land alternativen Möglichkeiten der Nutzung und Verwertung von Mähgut von Naturwiesen. Heu und Futtersilage waren und sind die wichtigsten Verwertungen von Grünlandaufwuchs. BUND-Projektmanager Tobias Windmaißer aber nannte einige Beispiele, von Flächentypen, bei denen auch anderweitige Verwertungsmöglichkeiten in Betracht gezogen werden sollten, nicht nur aus praktischen oder betriebswirtschaftlichen, sondern auch aus naturschutzfachlichen Gründen. Nasse Wiesen beispielsweise sollten zum besseren Wasserrückhalt in der Landschaft nicht weiter drainiert werden und so kann es in sehr feuchten Jahren sinnvoll sein, keine Heunutzung anzustreben. Damit würde der Boden geschont und der Maschineneinsatz gering gehalten. Auch ist der September-Schnitt bei Wiesen, welche speziell nach naturschutzfachlichen Erfordernissen, wie beispielsweise zur Förderung des gefährdeten Wiesenknopf-Ameisenbläulings, gepflegt werden, meist nicht als Futter und manchmal auch nicht als Einstreu verwertbar.
In solchen Fällen müssen andere Wege gefunden werden, das Mähgut sinnvoll zu verwerten. Über zwei Möglichkeiten berichteten Johannes Wiederer vom Landschaftspflegeverband (LPV) Passau e.V. und Josef Mader, ein im Landkreis Passau aktiver Landschaftspfleger. Um den Kohlenstoff spät gemähten Grünlandaufwuchs von Extensivwiesen im Boden zu binden, entwickelte der LPV Passau ein „Bokashi“-Projekt. Dabei wird das Grüngut „kalt“ vergoren, ganz ähnlich der Silageerzeugung. So bleibt der Kohlenstoff konserviert, wird später nach Bedarf auf Äcker ausgefahren und fungiert als Dünger. Mithilfe von Bodenorganismen wie Würmern bildet sich Humus, in den der Kohlenstoff eingelagert ist. Allerdings ist das Verfahren recht zeitintensiv und erfordert einen hohen Maschineneinsatz. Daher werden ähnliche Verfahren wie die Kompostierung oder „etwas dazwischen“ erprobt. Durch regelmäßiges Umlagern oder zumindest Zusammenschieben des Mähguts wird der Abbau und die Humusbildung angeregt. Letztlich entsteht eine breite Palette zwischen Kompost für die Ackerdüngung und Blumenerde. Jede der Methoden wirkt sich positiv auf das Bodenleben und den Humusgehalt aus. Dies erhöht wiederum die Wasserspeicherkapazität im Boden. Die Gänge der Regenwürmer ermöglichen zudem ein besseres Eindringen des Wassers in den Boden, ergänzte Windmaißer. Landwirt Josef Mader konnte dies nur bestätigen. Der Mais und das Getreide auf den beiden Äckern, auf denen er ein ähnliches Prinzip der Grüngutdüngung seit Jahren praktiziert, stünden von seinen Kulturen am besten da und bei den letzten Starkregen schwemmte es, anders als bei seinen Nachbarn, seinen Acker nahezu überhaupt nicht ab.

Nach einer angeregten Diskussion zu weiteren Nutzungen, wie beispielsweise im gärtnerischen Bereich, wechselte die rund fünfzehnköpfige Runde zur Biogas-Anlage bei Schönbrunn. Mitinhaber Christoph Ratzinger und der Anlagenleiter präsentierten die vor kurzem eingebaute „Fütterung“. Das ist der Teil der Anlage, in der das Ausgangsmaterial, überwiegend Gras, Gülle und Mist gemischt und als zähflüssige Masse in die Vermentationsbehälter gepumpt wird. Dank der neuen Technik, so Ratzinger, können nun Mist und strohiges Grüngut leichter verarbeitet werden. Dadurch kann nun auch später gemähter Wiesenschnitt sowohl lose, als auch in Form von Ballen genutzt werden. Natürlich ist dieses Material weniger energiereich und aufwendiger zu zerkleinern als früh gemähtes Intensivwiesengras, aber es entsteht eben im Rahmen der Pflege einiger Wiesen. Es kommt damit in einen Kreislauf, aus welchem Wärme und Strom produziert wird, letztlich aber auch hochwertiger Dünger für die Landwirtschaft entsteht. Richtig eingesetzt wirkt sich dieser besser auf das Grünland aus, als direktes Ausbringen von Gülle.

Nach der Veranstaltung war wieder allen bewusst: egal welche Qualität das Mähgut hat, es bleiben noch vielerlei Wege daraus einen Mehrwert zu erzielen. Manchmal muss man aber auch erfinderisch sein und oder die richtigen Partner an der Hand haben. Die nächste Veranstaltung des Landschaftspflegeforums wird übrigens am 04.10.2023 in Ringelai stattfinden, dann zum Thema Wasser in der Landschaft.

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