Wenn Licht mehr schadet als nützt

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Naturpark Bayerischer Wald informiert zum Sternenpark

Dunkler Nachthimmel als Kulturgut


Der Naturpark Bayerischer Wald arbeitet seit dem Jahr 2019 aktiv am Thema Reduzierung der Lichtverschmutzung und Ausweisung eines Sternenparks im Bayerischen Wald. Mit Vorträgen, Flyern, Plakaten und einer Ausstellung versuchte man die Öffentlichkeit zu sensibilisieren. Der Besuch von Kreistagssitzungen, Ausschüssen und Gemeinderatsgremien gehörte mit zum Aufgabenbereich von zwei erfolgreich abgearbeiteten INTERREG-Förderanträgen.
Ende 2021 war dann ein erstes Konzept zur Abgabe bei der weltweit agierenden IDA ausgearbeitet. Im Januar 2022 wurde ein erster Antrag auf Zertifizierung in Tucson, Arizona, abgegeben. Der Naturpark bewarb sich für ein Dark Sky Reserve, es musste mehr als 70.000 Hektar Fläche umfassen und 80 % Zustimmung der 20 ausgewählten Gemeinden vorweisen können. Das war mit etwa 90.000 Hektar der Fall, aber es war ein steiniger Weg. Es herrschte noch Coronazeit, zweimal gab es einen Personalwechsel beim Gremium in den USA, dazu eine Fülle von Anträgen auf Zertifizierungen weltweit. Mittlerweile hat sich die IDA in DSI, d.h. „Dark Sky International“ umbenannt.

Das Thema Licht ist aktueller denn je. Fakt ist, dass es in den Industrieländern bei bestimmten Krebsarten eine deutlich höhere Rate gibt. Mit ein Auslöser ist falsches Licht zur falschen Zeit. Denn mit hohen Blauanteilen im Licht wird das Schlafhormon Melatonin unterdrückt, zu wenig Schlaf schwächt das Immunsystem des Körpers. In der Natur liegen die Beeinträchtigungen auf der Hand. Falsches Licht wirkt äußerst negativ auf die Insektenfauna. Diese stehen am Anfang der Nahrungskette. Auch der Nahrungswert von Futterpflanzen wird durch Dauerlicht, z.B. unter Straßenlaternen deutlich reduziert. Die Liste lässt sich beliebig lange fortsetzen.
Auch touristisch hat der dunkle Nachthimmel einen steigenden Wert. In Ballungsräumen kann man noch den Mond und einige Planeten beobachten. Der Bayerische Wald zählt noch zu einer relativ dunklen Region. Gerade auch mit schwindendem Wintertourismus sind qualitative Alternativen, wie zum Beispiel der Astrotourismus, ein jahreszeitlich unabhängiger Tourismusmagnet. Andere Regionen wie Südtirol oder das Isergebirge beweisen dies.
Beim Naturpark hat man die letzte Zeit intensiv daran gearbeitet, die Sternenparkbewerbung zu verbessern und die Vorgaben und Anregungen der IDA einzuarbeiten. Es wurde die Naturparksatzung angepasst, die fünf bisher noch unentschlossenen Gemeinden haben positive Gemeinderatsbeschlüsse gefasst. Nun sind alle 20 Gemeinden, 7 aus dem Landkreis Regen und 13 aus dem Landkreis Freyung-Grafenau, alle um den Nationalpark gelegen, mit positivem Votum dafür, also sogar 100 % Zustimmung. Alle Gemeinden optimieren bisher unpassende Beleuchtungen. Ein sehr schönes Beispiel lieferte die Gemeinde Neuschönau. In der Vergangenheit waren nur 4 % der Leuchten sternenparkkonform, mittlerweile sind es 76 %, nach 1:00 Uhr wir die Leistung auf unter 50 % gedimmt. Die Gemeinden Lindberg und Frauenau schalten beispielsweise die Beleuchtung von 1:00 bis 5:00 Uhr ganz aus. Häufig kommt hier sofort das Thema Sicherheit in die Diskussion. Aber Studien aus der Schweiz und aus Nordamerika belegen, dass die Kriminalitätsrate dort höher ist, wo mehr Licht zur Verfügung steht. Die meisten Einbrüche werden am Tag verübt.

Leider macht die jährlich zunehmende Lichtverschmutzung von 6 - 10 % auch vor dem Bayerischen Wald nicht Halt. Die Bemühungen des Naturparks zielen in einem ersten Schritt auf die öffentliche Beleuchtung ab. Privatpersonen kann man nichts vorschreiben. Hier kann man nur aufklären und appellieren. Oft werden gedankenlos Außenstrahler und sinnlose Fassaden- und Gartenlichter montiert. Generell soll man sich überlegen, brauche ich das Licht wirklich, wenn ja, dann soll man Lichtfarben von unter 3.000 Kelvin, besser noch weniger, z.B. nur 2.200 Kelvin verwenden. Die Angabe findet man auf dem Typenschild und wenn das nicht passt, sollte man die Leuchte erst gar nicht kaufen. Man soll stets von Oben nach Unten beleuchten und Bewegungsmelder auf unter 4 Minuten einstellen. Für öffentliche Beleuchtung gilt sowieso, dass nach dem Bayer. Naturschutzgesetz die Beleuchtung nach 23.00 Uhr aus sein muss.

Vorbilder müssen stets die Städte und Gemeinden sein, gerade auch für den privaten und gewerblichen Bereich. Wenn man bei neuen LEDs allein nur den Stromeinspareffekt betrachtet liegt man daher nur zum Teil richtig. Wichtig sind die Komponenten Lichtfarbe und Abstrahlung nach oben. Diese soll bei 0 % liegen, d.h. nicht über die Horizontallinie reichen. Auch die Dimmbarkeit der Lampen, z.B. ab 22.00 Uhr auf 50 % und nach 1:00 Uhr noch weiter drunter, ist heute bei neuen LEDs Standard.

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