Von alten und neuen Grenzen
Sonderausstellung und Filmvorführung im Grenzbahnhof
Bayer. Eisenstein. Im Rahmen der „Historientage“ im Grenzbahnhof wurde im größten Gewölbekeller die Sonderausstellung „Stadln – das verschwundene Dorf im Böhmerwald“ mit einer Laudatio von Elfriede Endl aus Hengersberg eröffnet.
Knapp 40 Fotografien zeigen das blühende Leben des Böhmerwalddorfes, das etwa acht Kilometer Luftlinie von der Grenze entfernt lag, sowie den Niedergang nach der Vertreibung. Elfriede Endl lieferte eine sehr ansprechende Schilderung der Verhältnisse, die sie als siebenjähriges Mädchen erlebte, und die ihr Leben einschneidend prägten. Die Sonderausstellung ist zu den üblichen Öffnungszeiten der NaturparkWelten kostenlos anzuschauen.
Am Abend folgte dann die Vorführung des Films „Im Einen Alles, im All nur Eines“ der tschechischen Filmemacherin Lenka Ovčáčková. Diese Vorführung war – wie bereits ihr Film „Tiefe Kontraste“, der letztes Jahr im Grenzbahnhof gezeigt wurde – wieder ein schöner Erfolg.
Der neue Dokumentarfilm stützt sich vorrangig auf Erzählungen von Menschen in der Landschaft des Gratzener Berglandes (Novohradské Hory) im äußersten Südosten des Böhmerwaldes. Die historische Perspektive wird durch das naturwissenschaftliche, philosophische und poetische Gedankengut von Georg Franz August Buquoy, der in Gratzen gelebt und gewirkt hat, in einen Rahmen gesetzt.
Der Film versucht, das rapide verloren gehende Wissenspotenzial um Leben in und mit grenzüberschreitenden Kulturlandschaften vor dem Vergessen zu retten. So kommen vor allem Zeitzeugen, die im Gratzener Bergland gelebt haben, noch immer leben oder in das Gratzener Bergland gezogen sind, zu Wort. Auf eine sehr einfühlsame und versöhnende Weise werden die geschichtlichen Verwerfungen entlang des Eiserneren Vorhangs im 20. Jahrhundert erzählt.
Sehr positiv stimmt das Ende des Films, in dem viele junge Menschen vorgestellt werden, die sich für den Erhalt des historischen Erbes und für grenzüberschreitende Aktivitäten einsetzen.
Bei der Diskussionsrunde im Anschluss stand neben der Regisseurin auch der Böhmerwald-Historiker Vladimír Horpeniak aus Bergreichenstein (Kašperské Hory) den Zuschauern für Fragen und Gespräche zur Verfügung.löf