Verschwunden, aber nicht vergessen

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Gut besuchter Film-Vortrag von Emil Kintzl und Jan Fischer im Grenzbahnhof

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Bayer. Eisenstein. Am Tag der Deutschen Einheit hat der Naturpark Bayerischer Wald gemeinsam mit dem Kulturverein „Über d’ Grenz“ zu einer besonderen Filmvorführung zur deutsch-tschechischen Geschichte in den Grenzbahnhof eingeladen.
Nach der Begrüßung durch Hartwig Löfflmann vom Naturpark und Ivan Falta vom Kulturverein, freute sich der 85-jährige Emil Kintzl, dass so viele Interessierte seine Geschichten sehen und hören wollten. Wie bereits bei den vorausgegangenen Filmvorführungen, war das Naturpark-Wirtshaus wieder bis auf den letzten Platz gefüllt. Diesmal waren erfreulicherweise auch sehr viele tschechische Gäste, die beispielsweise extra aus Brünn angereist waren, erschienen. Anwesend war auch der Regisseur Jan Fischer, der die Entstehungsgeschichte der Filmreihe „Verschwundener Böhmerwald“ kurz vorstellte. Unterstützt wurden die Referenten durch Magdalena Proft und Johannes Matt als Dolmetscher.
Gezeigt wurden diesmal neue Episoden, wie beispielsweise „Messerschmidt in der Hölle“ über den Absturz eines Messerschmidt-Flugzeuges im Jahr 1944. Der Pilot konnte sich per Fallschirm retten. 55 Jahre später wurde die Absturzstelle gefunden und der Pilot konnte sich mit seiner Geschichte aussöhnen. Im Höllental bei Hartmanitz hat sich eine weitere dunkle Geschichte zugetragen. Am 14. November 1943 wurde Miloslav Říha, ein antifaschistischer Untergrundkämpfer, von der Gestapo tödlich angeschossen.
Ins Höllental führte am darauf folgenden Sonntag eine grenzüberschreitende Tour des Naturparks. So nahmen einige Gäste der Filmvorführung sogleich an der Wanderung teil, welche von Johannes Matt geleitet wurde. Dabei wurden auch weitere Schauplätze, wie die Sterzmühle und die Synagoge in Hartmanitz, besucht.
Weitere Episoden erzählten vom „Geheimnis des weißen Hirsches“, vom „Denunzianten aus Karlhof“, dem „Massaker bei Gruberg“ oder von der „Letzten Holztrift“. Faszinierend an den Filmen und Erläuterungen dazu war auch diesmal wieder der direkte Bezug zu den Menschen von diesen Orten und deren Schicksale, die Kintzl teils aus persönlicher Kenntnis mit viel Empathie, aber auch Humor nachzeichnete.
Der zweite Band „Verschwundener Böhmerwald“ ist in Druck und wird im Frühjahr 2020 auch in deutscher Sprache erscheinen. Bis dahin wird es bestimmt eine weitere Filmvorführung geben. Am Ende sprach Emil Kintzl die Einladung aus, sich selbst auf den Weg zu machen und die besonderen Orte und verschwundenen Dörfer zu besuchen. Er freue sich sehr über die heutigen guten nachbarschaftlichen Freundschaften und auf ein Wiedersehen im Böhmerwald.
 − löf

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