Streuobstwiesen im Mittelpunkt
Naturpark-Umweltstation Viechtach
Vergangenen Samstag fand auf der Streuobstwiese in Viechtach unterhalb vom Großen Pfahl ein bunter Streuobstwiesentag statt. Die Streuobstwiesen bis hinunter zur Sporer-Quetsch sind Teil des Außengeländes der Naturpark-Umweltstation Viechtach. „Bei spannenden Projekttagen haben viele Schulklassen die Streuobstwiese mit allen Sinnen in den letzten Wochen kennengelernt. Dazu gehört natürlich auch das Ernten, Verkosten und Verwerten des regionalen Obstes.“, berichtet Heidi Heigl von der Naturpark-Umweltstation Viechtach. Das Streuobstprogramm wurde heuer neu entwickelt. Aber nicht nur für die kleinen Gäste bietet die Streuobstwiese Interessantes zu entdecken. Am Samstag erfuhren die Teilnehmenden allerhand Wissenswertes über diese Juwelen unserer Landschaft.
Martin Straub, Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege im Landkreis Regen hatte verschiedene Obstsorten mitgebracht, die selbstverständlich auch verkostet werden konnten. Nicht nur frische Äpfel und Birnen waren ein Genuss, sondern auch eine besondere Quitte, die roh verzehrt werden kann. Er ging besonders auf die Bedeutung der Sortenwahl, vor allem der Besonderheiten alter Sorten ein. Gerade alte Sorten haben einen hohen Anteil an gesunden Pflanzeninhaltsstoffen wie Flavonoide oder Phenole. Eine Liste mit Sortenempfehlungen konnten sich alle Interessierten mitnehmen.
Rebekka Honecker schloss sich als weitere Referentin an den kulinarischen Einstieg an. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin des Projekts: „Streuobstwiesen im Klimawandel“ der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und wissenschaftliche Begleitung des Niederbayerischen Streuobstwiesenkompetenzzentrums Lallinger Winkel e.V.. Die Expertin gab dabei Einblicke in die Bedeutung von Streuobstwiesen als einen der artenreichsten Lebensräume Mitteleuropas. Hier kommen Bewohner des Offenlandes und des Waldrandes vor. Neben den Standorteigenschaften wie Boden, Ausrichtung zur Sonne, Temperatur und Niederschlag wird die Artenvielfalt maßgeblich auch von der Bewirtschaftungsweise beeinflusst. Vor allem alte Bäume mit Höhlen und Totholz sowie abschnittsweise Mahd erhöhen den ökologischen Wert. Einige Bäume der Streuobstwiese sind Teil ihres Klimawandel-Projekts. Regelmäßig werden verschiedene Daten erhoben wie beispielsweise Niederschlag, Blühbeginn oder Fruchtbehang. Derartige Daten werden in ganz Bayern im Rahmen des Projekts gesammelt und ausgewertet. Herausforderungen aufgrund sich verändernder klimatischer Bedingungen machen sich auch auf Streuobstwiesen bemerkbar. Trockenheit, Temperaturanstieg, veränderter Krankheits- und Schädlingsdruck wirken sich auf die Baumvitalität sowie die Obstmenge und -qualität aus. Im Speziellen konnten sich die Teilnehmenden nach einer Einführung mit der verfrühten Blühentwicklung im heurigen Jahr, den Ursachen und Folgen beschäftigen. Wie auch von Straub erläutert, ist hinsichtlich des Klimawandels vor allem auf eine vielfältige Obst- und Sortenwahl zu achten.
Matthias Rohrbacher von der Umweltstation Viechtach ging abschließend auf die Fördermöglichkeiten und den Ablauf bei Neupflanzungen und Baumpflegeschnitten ein: „Was mit der Baumpflanzung beginnt, setzt sich mit jahrzehntelanger Baumpflege fort“. Als Beispiel führte er die 50 Obstbäume an, die auf den Streuobstwiesen beim Großen Pfahl vor ca. 20 Jahren neu gepflanzt wurden. Dieses landschaftliche Juwel wird heute für Bildung und Forschung genutzt. Durch den Streuobstpakt hat die bayerische Staatsregierung die Förderung von Streuobst deutlich verbessert. Gefördert werden Neupflanzungen und Pflegeschnitte von hochstämmigen Streuobstbäumen in der freien Landschaft. Einige der Teilnehmenden nutzen bereits diese Möglichkeit. Interessierte können sich an Gabriel Happernagl, Streuobstwiesen-Berater des Naturparks Bayerischer Wald, unter der Nummer 0151 74516599 wenden.
Ein abwechslungsreiches Kinderprogramm am Lehrbienenstand rundete die ca. dreistündige Veranstaltung ab. Die Kinder bastelten dabei zusammen mit den Kräuterpädagoginnen Erika Stelzl und Sandra Peter eifrig an einem Apfellabyrinth oder gestalteten Windlichter zum Thema Streuobst. Dazu gabs spannende Geschichten vom Apfelwurm und selbstgemachten Apfelschalentee und Apfelwaffeln zum Aufwärmen.