Schmetterlinge können wieder Wandern

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Blühender Naturpark verbessert Lebensraum für Falter und Insekten im Gemeindebereich Schöllnach

Derzeit flattern die meisten heimischen Tagfalter, wie Tagpfauenauge, Brauner Waldvogel und Schachbrettfalter auf unseren Wiesen umher und sind auf Suche nach Nektar, um genug Energie für die Fortpflanzung und die spätere Überwinterung zu gewinnen. Von den über 170 in Bayern vorkommenden Tag- und Nachfalterarten sind die meisten überwiegend an offene Lebensräume gebunden. Das heißt, sie sind an Wiesen, Säumen und lichten Waldbeständen vorzufinden.
Im Gemeindebereich Schöllnach, konkreter zwischen Prünst und Oelberg war auf Grund von dichten Fichtenaufforstungen an ein Durchkommen für die zarten Falter kaum zu denken. Daher wurde ein massiver, ungepflegter Fichtenbestand zwischen den beiden Rodungsinseln am südlichen Hang des Brotjacklriegels in diesem Jahr gerodet. Das Flurstück, welches dem Landkreis gehört, ist Bestandteil des Fauna-Flora-Habitat-Gebiets (FFH-Gebiet) „Wiesengebiete und Wälder um den Brotjacklriegel und um Schöllnach“. Die Wiesen und Wälder beheimatet eine seltene Vielzahl von Pflanzen und Insekten, welches es über den europaweiten Schutzstatus Natura 2000 zu bewahren und verbessern gilt. Genau dies sollte zwischen Oelberg und Prünst passieren: der Lebensraum soll verbessert werden. Die massive Wand von dicht an dicht stehenden Fichtenstämmen wurde entfernt und die bereits früher bergabwärts bestandenen Wiesenkorridore wurden wieder geöffnet.
Die vorrangegangene Planung der Rodung wurde über die Biodiversitätsbeauftragte der unteren Naturschutzbehörde des Landratsamts Deggendorf angestoßen. Unter der Federführung des Naturpark Bayerischer Wald e. V. wurde die Maßnahme angepackt. Bei dem Eingriff in den Waldbestand wurden vorab der zuständige Förster, die WBV Deggendorf und die direkten Anrainer von Wiesen und Wälder mit einbezogen. „Damit soll bereits vorab jeder betroffene Eigentümer angehört werden und die Akzeptanz für die Rodung gesteigert werden“, so Andrea Rinke vom Naturpark. Die Fichtenaufforstung auf den 7500 Quadratmetern wurden über die WBV mit einem ortsnahen Forstunternehmen geerntet und abtransportiert. Der Waldbestand, mit der starken Hanglage, den vielen Quellaustritten, keiner direkten Wegung, den starken Schäden durch Windwürfe und fehlender Pflege des Bestands, stellte die Forstarbeiter an eine schwierige Aufgabe, die sie erfolgreich bewältigten.
Auf dem nun offenen Bereich sollen zwei hangabwärtslaufende Durchgänge von ca. 10 und 20 Metern zu Wiesen umgewandelt werden. Hier wird im Rahmen des Projekts Blühender Naturpark artenreiches Mahd- oder Saatgut von nahegelegenen heimischen Wiesen übertragen, um wieder einen vielfältigen Wiesenlebensraum zu erschaffen. Durch den Rückgewinn an Lebensraum können sich ggf. isolierte Populationen von Flora und Fauna wieder genetisch austauschen und somit dauerhaft gesichert werden.
Einer der Oelberger erinnerte sich bei den ersten Treffen mit den Anrainern, an seine Kinderjahre: „mia san früher hier mit ´m Schlitt´n von Oelberg bis nach Prünst runtergfahren, des war a Schinderei, wenn ma wieder heim wollte“. Nun werden seine Enkel bald wieder im Winter mit den Schlitten von Oelberg nach Prünst rodeln können. Und im Sommer werden die Schmetterlinge und andere Insekten die wiederhergestellten Wiesenlebensräume für sich einnehmen.
Bei Fragen rund um den Blühenden Naturpark erhalten Sie weitere Informationen über www.naturpark-bayer-wald.de oder wenden Sie sich an die Projektkoordinatorin Andrea Rinke, a.rinke@naturpark-bayer-wald.de oder Tele. 09922-802480.
Das Projekt Blühender Naturpark wird durch die Regierung von Niederbayern, Höhere Naturschutzbehörde mit Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz gefördert.

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