Kalter Krieg und Böhmerwald-Geschichten

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Naturpark-Sonderausstellung im Grenzbahnhof eröffnet – Großandrang bei Filmvorführung

Bayer. Eisenstein. Diese Themen bewegen die Menschen in der Grenzregion: In den NaturparkWelten im Grenzbahnhof ist am Montag vor zahlreichen Besuchern eine Sonderausstellung des Naturparks mit dem Thema „Grenze – Kalter Krieg 1953 – 1989“ eröffnet worden. Noch größer war der Andrang beim folgenden Filmabend unter dem Titel „Der verschwundene Böhmerwald“.

In der neuen Ausstellung im Veranstaltungsraum des Grenzbahnhofes wird die Grenzsicherung zur Zeit des Kalten Krieges an der niederbayerischen Grenze zwischen Dreisessel und Osser vorgestellt. Naturpark-Vorsitzender Heinrich Schmidt begrüßte dazu etwa 55 Gäste und die Leihgeber von Exponaten. Bayerisch Eisensteins Bürgermeister Georg Bauer bedankte sich in seinem Grußwort für das enorme Engagement des Naturparks im Grenzbahnhof und bezeichnete dies als „großen Glücksfall“ für die Gemeinde.

In der Einführung zur Ausstellung ging Heinrich Schmidt auf die einzelnen Ausstellungsteile kurz ein. Grundlage der Schau ist ein Geländemodell aus der ehemaligen BGS-Kaserne in Deggendorf mit Zubehör. Darüber hinaus gibt es ein Modell vom streng gesicherten Eisernen Vorhang, verschiedene Uniformen und Ausrüstungsgegenstände zu sehen. Ebenso werden alte Fotos und Berichte präsentiert. Dazu gibt es Vertiefungsliteratur über den Böhmerwald und verschiedenste Daten zur regionalen und überregionalen Geschichte. Schmidt empfahl die Ausstellung insbesondere auch für Schulklassen.

Musikalisch umrahmt wurde die Vernissage von Hartwig und Michael Löfflmann. Anschließend gab es einen kleinen Empfang, bei dem auch etliche alte „Grenzgeschichten“ unter den zahlreich vertretenen Mitgliedern des ehemaligen Bundesgrenzschutzes und der heutigen Bundespolizei ausgetauscht wurden.

Aus allen Nähten zu platzen drohte am Montagabend der einstige Wartesaal erster Klasse im Bahnhofsgebäude, so große war das Interesse an dem Filmabend mit „Böhmerwald-Legende“ Emil Kintzl. Für die Veranstalter begrüßten Hartwig Löfflmann vom Naturpark und Emil Kronschnabl vom Zwieseler Verein Über d’ Grenz die Besucher.

Emil Kintzl, geboren 1934 in Prag, lebte seit 1939 in Sušice, ab 1952 war er als Sportlehrer in verschiedenen Böhmerwald-Orten; er machte sich bei den Kommunisten unbeliebt, wurde aus dem Schuldienst entfernt und arbeitete als Heizer. Als Wanderer, Skifahrer und Zuhörer erforschte er daneben ständig seinen geliebten Böhmerwald und trug so einen reichen Schatz an Geschichten über die Bewohner (auch die ehemaligen) dieses geschundenen Landstrichs zusammen.

Der Regisseur Jan Fischer war von den Geschichten so fasziniert, dass er eine Staffel von Filmen mit dem Titel „Der verschwundene Böhmerwald“ drehte; in Tschechien haben sie bereits mehr als drei Millionen Zuschauer im Internet gesehen. Es entstand auch ein gleichnamiges Buch (in deutscher und tschechischer Ausgabe), das am Abend noch reißenden Absatz fand. Eine zweite Staffel ist bereits fertig, an der dritten wird gearbeitet. Ein zweiter Band mit einer DVD ist auch geplant.

Kintzl und Fischer stellten ihr Projekt vor. Ergreifend war Kintzls Aussage: „Nie hätte ich gedacht, in diesem schönen Saal zu Ihnen sprechen zu können, auch über die traurigen Geschichten der Menschen, die den Böhmerwald verlassen mussten. Das Volk muss ausbaden, was die große Politik entscheidet“. Regisseur Jan Fischer betonte, er habe in den drei Jahren Dreharbeit in dem Hauptprotagonisten Kintzl „seinen Schauspieler“ gefunden.

Gezeigt wurden einige Filmsequenzen, etwa die traurige Geschichte von Hurkenthal und seinem Friedhof mit der Gruft der Abeles, die Zielscheibe der Soldaten wurde; den „Totentanz“ überlebten diese aber nicht lange – vermutlich starben sie an einer Infektion, die sie sich an den Leichen geholt hatten. Dann ein Geschichte über das erste Abfahrtsrennen der Tschechoslowakei 1911 am Panzer und gleich mehrere Geschichten über Haidl (Zhůří) am Ahornberg, über einen Flugzeugabsturz von 1937 wurde berichtet und über zehn tote Amerikaner.

Im „Schatz von Wunderbach“ ging es um vergrabene Sachen einer deutschen Frau, die mit Kintzl einige alte Habseligkeiten finden konnte. Stets wurden in beeindruckender Weise alte Bilder oder Filmsequenzen mit dem heutigen Zustand verglichen, wo sich die Natur vieles wieder zurück erobert hat. Besondere Plätze und Gedenksteine werden am Ende jeder Filmsequenz auf einer Wanderkarte genau belegt, samt Gehzeiten und Wanderwegen.

Im Namen aller Besucher bedankte sich Emil Kronschnabl herzlich bei Emil Kintzl und Jan Fischer und auch bei Iveta Friedrich, die als Dolmetscherin fungierte. Er kündigte zudem an, wegen des großen Interesses diesen Abend im November in Zwiesel noch einmal zu wiederholen. Im Internet sind die Folgen der Serie unter der Adresse www.verschwundenerboehmerwald.de mit deutschen Untertiteln zu sehen, oder auch unter stream.cz.np/dt 

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