50 Jahre im Dienst von Natur und Kultur
Naturpark Bayerischer Wald feiert Jubiläum – Freude über bessere Finanzausstattung
Rainer Schlenz
Bayer. Eisenstein. „Der Naturpark Bayerischer Wald kann sich sehen lassen.“ Niemand im vollbesetzten Naturpark-Wirtshaus im Grenzbahnhof hätte diesem Satz Hartwig Löfflmanns widersprochen. Nein, was der Geschäftsführer des Naturparks da nach seinem knackig-informativen Powerpoint-Vortrag als Fazit zog, wurde ausgiebig beklatscht. Auf den Tag genau 50 Jahre nach seiner Gründung feierte der Naturpark gestern Nachmittag ein stolzes Jubiläum – straff und unterhaltsam.
Dass er es im ehemaligen historischen Wartesaal 1. Klasse im Grenzbahnhof tat, war kein Zufall: Der millionenschwere Umbau dieses Gebäudes zu den „NaturparkWelten“ war das aufwendigste Projekt des Naturparks in diesem halben Jahrhundert. Viel Prominenz feierte mit: Landräte bzw. deren Stellvertreter aus den Mitgliedslandkreisen Regen, Deggendorf, Straubing-Bogen und Freyung-Grafenau, etliche Bürgermeister(innen) aus den 89 Mitgliedsgemeinden, der Naturpark-Ehrenvorsitzende Helmut Baumgartl, Vertreter der Regierung von Niederbayern, von Bund Naturschutz, Forstbetrieben, Landwirtschaftsamt, Tourismusverband, Wald-Verein und Euregio, Nationalpark-Chef Franz Leibl, dessen Vorvorgänger Hans Bibelriether, Grünen-Landesvorsitzender Eike Hallitzky und Arber-Bergbahn-Chef Thomas Liebl.
Sie alle hieß Naturpark-Vorsitzender Heinrich Schmidt willkommen und stellte „seinen“ Naturpark kurz vor: Mit einer Fläche von 278 000 Hektar ist er einer der größten in Deutschland, mit seiner vielfältigen Landschaft zwischen Donau und Arber bietet er vielen Tier- und Pflanzenarten letzte Rückzugsgebiete. Getragen wird der Naturpark von einem gemeinnützigen Verein, dem neben Gemeinden und Landkreisen etwa 70 Verbände und 250 Privatpersonen angehören.
Zu den Aufgaben des Naturparks gehören Schutz der Natur und Pflege der Landschaft, Schaffung von Erholungs- und Erlebnismöglichkeiten, Umweltbildung sowie Unterstützung der Regionalentwicklung. „Ländliche Gebiete stehen vor großen Herausforderungen“, sagte Schmidt, „umso wichtiger sind Ideen und Konzepte für diese Gebiete. Naturparke mit entsprechender finanzieller Ausstattung können hier eine große Unterstützung sein.“
Dass es an der Finanzausstattung bislang hapert, verhehlte der Vorsitzende nicht. Er deutete aber eine bevorstehende Verbesserung an, die Geschäftsführer Hartwig Löfflmann später konkretisierte: Nicht zuletzt dank Schmidts Einsatz, so Löfflmann, dürfe man damit rechnen, dass die staatliche Geschäftsführungspauschale von 20 000 auf 80 000 Euro steigen wird. Und auch die Bezirke hätten Unterstützung signalisiert.
„Für Bayerisch Eisenstein ist so eine Einrichtung ein Segen“, betonte Bürgermeister Charly Bauer in seinem Grußwort mit Blick auf die NaturparkWelten. Die Gemeinde habe damit eine große Attraktion bekommen, müsse sich aber um nichts kümmern. Den Dank an Heinrich Schmidt verband Bauer mit einer 400-Euro-Spende.
„Der Bayerische Wald wäre ohne den Naturpark um vieles ärmer“, befand Landrat Michael Adam. Vielen sei gar nicht bewusst, was dort geleistet werde, von der Wegebeschilderung bis hin zu einer Einrichtung wie den NaturparkWelten. Das Projekt Grenzbahnhof anzupacken, sei sehr mutig gewesen, so Adam, „aber es war richtig“. Er forderte ein stärkeres finanzielles Engagement des Freistaates, denn auf ehrenamtlicher Basis seien solche Aufgaben auf Dauer kaum zu bewältigen.
Schmidt und Löfflmann blickten dann bei einer Powerpoint-Präsentation zurück in die Geschichte des Naturparks, der auf Initiative des Oberforstmeisters Konrad Klotz in Zwiesel gegründet worden war. Damals umfasste das Gebiet nur den Altlandkreis Regen, 1972 kam der Viechtacher Raum hinzu, 1978 die Landkreise Deggendorf und Straubing-Bogen nördlich der Donau und 1999 der Kreis Freyung-Grafenau.
Der erste Vorsitzende war Oskar Langer, ihm folgten der 21 Jahre amtierende Emil Rimpler, dann von 1990 bis 2005 Helmut Baumgartl und seither Heinrich Schmidt. „Es ist eine ehrenvolle, aber fordernde Aufgabe“, kommentierte Schmidt. Auch die aus dem Forstbereich stammenden Geschäftsführer Erhardt Engelstädter, Maximilian Waldherr, Hubert Demmelbauer (war anwesend) und Hans Gaisbauer wurden vorgestellt; Letzterem folgte 1993 Hartwig Löfflmann. „Mit ihm haben wir einen Glücksgriff getan“, meinte Heinrich Schmidt – was mit langem Applaus der Gäste unterstrichen wurde. Als wichtigen „Macher hinter den Kulissen“ erwähnte der Vorsitzende auch Eduard Gistl.
Löfflmann zeichnete den Weg der Naturpark-Geschäftsstelle vom ehemaligen Forstamt Zwiesel über ein Gebäude in Theresienthal und die Übergangsunterkunft in der früheren Berufsschule bis zum Bezug des „Sonnenhauses“ in Zwiesel im Jahr 2002 nach. Er stellte die sechs Infostellen des Naturparks vor (Zwiesel, Bayerisch Eisenstein, Altes Rathaus Viechtach, Schloss Fürsteneck, Bahnhof Bogen und Würzingerhaus in Außernzell), ging auf Maßnahmen im Tourismusbereich ein, auf die Zusammenarbeit mit 200 Schulklassen, auf Landschaftspflegemaßnahmen und Artenschutzprojekte.
Auch die grenzübergreifende Zusammenarbeit fand Erwähnung, ebenso die Auszeichnungen mit Europäischem Bürgerpreis und Fahrtziel-Natur-Award. „Der Naturpark hat auch Werte geschaffen“, betonte der Geschäftsführer. Allein in seiner Amtszeit seien zwölf Millionen Euro investiert worden.
Bevor sich die Gäste zum Austausch am Buffet trafen, sprach Heinrich Schmidt noch ein großes Dankeschön an Mitarbeiter, Landkreis, Gemeinden, die Regierung und die Nationalparke Bayerischer Wald und Šumava für die hervorragende Zusammenarbeit. Zum Jubiläum ist auch eine neue Infobroschüre erschienen.