25 Jahre grenzenloser Zugverkehr
20 000 Menschen bei der Wiedereröffnung des Schienengrenzübergangs – Erinnerungen an einen historischen Tag
Bayer. Eisenstein. Mit einem symbolischen Knopfdruck hat Bundeskanzler Helmut Kohl am 2. Juni 1991 den Schienengrenzübergang wiedereröffnet und damit ein letztes Symbol der Jahrzehnte währenden politischen Eiszeit im Eisensteiner Tal beseitigt. 20 000 Menschen drängten sich damals am Bahnhofsgelände, um diesen historischen Moment mitzuerleben. Genau zum Jahrestag am kommenden Donnerstag, 2. Juni, erinnern die Gemeinden Železná Ruda und Bayer. Eisenstein zusammen mit dem Naturpark Bayer. Wald an dieses geschichtsträchtige Ereignis.
Vier lange Jahrzehnte war der imposante Eisensteiner Grenzbahnhof ein besonders markantes Symbol für den Eisernen Vorhang, der nicht nur Länder, sondern auch Menschen trennte. Die Gleisanlagen am Grenzbahnhof waren vor der Samtenen Revolution in der damaligen Tschechoslowakei mit Schotterhaufen und Drahtzaun versperrt. Prellböcke markierten auf deutscher Seite das Ende der Gleise, nur 70 Meter waren die bayerischen und tschechischen Gleise getrennt. Dem damalige MdB Ernst Hinsken war die Öffnung des Schienengrenzübergangs ein großes Anliegen. Er ließ nicht locker, lud immer wieder hochrangige Politiker vor Ort nach Bayer. Eisenstein ein und wurde nicht müde, dringliche Bitten an die Bundesregierung zu richten, endlich eine positive Entscheidung zu treffen.
Am 2. Juli 1991 war es dann soweit: 20 000 Menschen aus Deutschland und der ČSFR waren nach Bayer. Eisenstein gepilgert, um mitzuerleben, wie Helmut Kohl ein Bahnsignal auf „Freie Fahrt“ stellte und damit symbolisch den Schienenverkehr ins Nachbarland wiedereröffnete. Im Bayerwald-Boten wurde damals berichtet: „Dicht gedrängt standen die Menschen jenseits der Gleise hinter den Absperrungen, als kurz vor 11 Uhr der Bundeskanzler, von Sicherheitskräften umringt, am Bahnhofsgelände eintraf. Mit einem Sonderzug war Helmut Kohl nach Zwiesel gekommen. Ein Hubschrauber hatte ihn zum Sportplatz in Bayer. Eisenstein gebracht, von wo aus er mit dem Wagen an den Ort des Geschehens transportiert wurde. Ganz anders als zuletzt in der früheren DDR wurde Helmut Kohl bei seinem Auftritt begeistert beklatscht und musste entlang der Sperrgitter zahllose Hände schütteln“.
Als Rednerpult stand ein bunt geschmückter offener Bahnwagen bereit, von dem aus Bürgermeister Josef Gabriel die Gäste begrüßte und den 2. Juli 1991 für die Gemeinde Bayer. Eisenstein als Tag des Jahrhunderts würdigte. Der Vorsitzende der Regierung der tschechischen Republik, Petr Pithart, sagte: „Die Bahnlinie soll künftig nur in eine Richtung führen – in eine Zukunft der Freundschaft“. MdB Ernst Hinsken nannte diesen historischen Tag „die Erfüllung eines Traums, ein Fest des Volkes und der Völker“.
Genau zum Jahrestag am kommenden Donnerstag erinnern die Gemeinden Železná Ruda und Bayer. Eisenstein zusammen mit dem Naturpark Bayer. Wald an dieses historische Ereignis. Die Anreise zur Veranstaltung ist aus Richtung Plattling bequem mit der Waldbahn möglich (Ankunft 13.13 Uhr). Um 13.35 Uhr trifft ein Sonderzug mit Speisewagen aus Pilsen mit geladenen Gästen ein. Nach einer musikalischen Begrüßung durch die Kindergartenkinder folgen kurze Grußworte und ein historischer Rückblick auf die Zeit des Kalten Krieges und dessen Ende.
Anschließend besteht die Möglichkeit, den neu sanierten Bahnhof und die Museen zu besichtigen. Auch ein Rundgang mit Informationen zur historischen Bahnhofstraße steht auf dem Plan. Es gibt Leckeres vom Grill und aus der Gaststätte. Der Biergarten ist in Betrieb. Für die musikalische Umrahmung während der Veranstaltung sorgen die „Über-d’Grenz-Musikanten“. Den Abend lässt man im historischen Restaurant ausklingen, um das Ereignis gebührend zu feiern.