Hören, Sehen und Staunen im Naturpark!
Gelungene Vogelstimmenwanderung in den Winzerer Letten
Obwohl dieser Vogel durch sein zitronengelbes Gefieder auffällig gefärbt ist blieb er den Teilnehmern der diesjährigen Vogelstimmenwanderung erst einmal verborgen. Den Gesang des ungefähr amselgroßen Pirols hatte der Natur- und Landschaftsführer Frater Ludwig Schwingenschlögl von der Abtei Niederalteich allerdings schon längst erkannt. Gut getarnt durch das viele, bereits ausgetriebene Laub saß das Tier irgendwo in den Kronen der Pappeln. Doch da bewegte sich plötzlich etwas - eine Amsel flatterte von Ast zu Ast. Und darüber saß er, der fast schon exotisch anmutende gelb-schwarze Vogel, der fleißig seine Rufe flötete. Erst seit kurzem ist dieses Tier wieder aus seinem afrikanischen Überwinterungsgebiet zurück.
Genauso verhält es sich mit den sechs Braunkehlchen, die nicht weit entfernt auf einer Wiese saßen und durch Fernglas und Spektiv bestens zu beobachten waren. Auf dem Acker daneben ließen sich zwei Kiebitze bei der Nahrungssuche ausmachen und im Hintergrund war der markante Ruf der Goldammer zu hören. In dem 64 ha große Naturschutzgebiet „Donaualtwasser Winzerer Letten“ war allerhand los!
Das „Donaualtwasser Winzerer Letten“ entstand vermutlich im 18. Jahrhundert durch eine natürliche Laufverlagerung der Donau. Für den Hochwasserschutz wurde 1956 die Mündung der Hengerberger Ohe donauabwärts in das Altwasser verlegt. Das Gebiet genießt nicht nur aufgrund seiner seltenen Vogelarten eine überregionale Bedeutung, sondern auch als Lebensraum für seltene Pflanzenarten wie Büchsenkraut, Zyperngras oder Schwanenblume.
Insgesamt konnten von den 14 Teilnehmern der Vogelstimmenwandeung 38 verschiedene Vogelarten entdeckt werden. Gekonnt verstand sich Frater Ludwig Schwingenschlögl darauf, die Exkursionsteilnehmer an seiner über 40 Jahre langen ornithologischen Erfahrung teilhaben zu lassen. Mit spannenden Informationen, über die gesichteten oder anhand ihres Gesangs identifizierten Arten, begeisterte er seine Zuhörer. So lassen sich bei vielen Vogelarten Männchen und Weibchen anhand ihres verschieden gefärbten Federkleides unterscheiden. In der Fachsprache wird dieses Phänomen Geschlechtsdimorphismus genannt. Während die meist farbenfroheren Männchen durch ihr Aussehen ein Weibchen beeindrucken wollen, profitieren die Weibchen von einem unauffälligen Federkleid, welches sie vor Fressfeinden schützt. Der schon oft in den frühen Morgenstunden zu hörende Vogelgesang dient nicht nur der Partnerwerbung, sondern wird auch zur der Revierabgrenzung genutzt. Zudem gibt es Arten, bei denen die Jungvögel den arteigenen Gesang durch Zuhören erlernen. Einige Vögel singen aber auch nur zum eigenen Vergnügen.
Sowohl für ornithologische Neulinge, wie auch gelernte Profis, war es eine spannende und lohnende Exkursion. Gesichtete oder zumindest gehörte Arten wie Kuckuck, Zilpzalp oder Stieglitz singen ihren eigenen Namen und sind daher gerade für „Vogelstimmenneulinge“ einfach zu erlernen. Arten wie Kohlmeise, Singdrossel oder Star imitieren in ihrem Gesang andere Arten und können dadurch für kurzfristige Verwirrung sorgen. Kurz gesagt, es war wirklich für jeden Geschmack und Kenntnisstand etwas dabei. Die Sichtung zweier Rohrweihen rundete die Veranstaltung ab, ehe Naturpark-Rangerin Lea Stier die Exkursionsgruppe verabschiedeten.