Das ist Deutschlands „Bahnhof des Jahres“
Eisensteiner Bahnhof erhält Auszeichnung bei bundesweitem Wettbewerb – Lob für Engagement des Naturparks
Bayer. Eisenstein. Wenn das keine Ehre ist: Unter 5400 Bahnstationen in Deutschland hat die „Allianz pro Schiene“ den Eisensteiner Grenzbahnhof bei der Wahl zum „Bahnhof des Jahres“ als Bundessieger auserwählt, ebenso wie den Hauptbahnhof in der Lutherstadt Wittenberg. Am gestrigen Freitag wurde die Auszeichnung in Berlin übergeben.
Zum 14. Mal hat das Verkehrsbündnis Allianz pro Schiene die kundenfreundlichsten Bahnhöfe der Republik gewürdigt. Eine Jury hat dazu Testreisen durch ganz Deutschland unternommen und dann die beiden genannten Bahnhöfe zu Siegern gekürt.
Die Freude über diese Auszeichnung ist riesig beim Naturpark Bayerischer Wald in Zwiesel, dem der deutsche Teil des Grenzbahnhofs gehört. Heuer im Frühjahr hatte man eine Bewerbung für den Wettbewerb abgegeben und dann lange nichts mehr gehört. „Doch offenbar hat die Jury unserem Bahnhof dann im Frühsommer einen anonymen Besuch abgestattet“, sagt Naturpark-Geschäftsführer Hartwig Löfflmann schmunzelnd.
Die Bahnhofsexperten nahmen Optik, Angebote, Service und Naturpark-Wirtshaus gründlich unter die Lupe und kamen zu dem Ergebnis: Bayerisch Eisenstein ist Bundessieger 2017 in der Kategorie „Tourismusbahnhof“. Von den insgesamt 5400 Stationen in Deutschland liegen 115 im Bereich der „DB Station und Service Regensburg“. Der dortige Leiter Walter Reichenberger ist ebenfalls stolz, den bundesweit prämierten Bahnhof in seinem Zuständigkeitsgebiet zu haben.
Noch mehr aber freut sich Heinrich Schmidt, der 1. Vorsitzende des Naturparks Bayer. Wald: „Wir haben den höchst gelegenen Grenzbahnhof der Bundesrepublik im Jahr 2006 von der Deutschen Bahn gekauft, nach gründlicher Vorarbeit und Planung von 2010 bis 2015 saniert und mit den NaturparkWelten und dem Naturpark-Wirtshaus attraktive Einrichtungen geschaffen. Nach dem Gewinn des ’Fahrtziel Natur Awardes 2016’ ist dies ein weiterer, bedeutender Meilenstein.“ Das Baudenkmal habe einen hohen Ausflugswert zu jeder Jahreszeit und sei vor allem als Schlechtwettereinrichtung bei den Touristen und Tagesausflüglern beliebt.
Dr. Barbara Mauersberg von der Allianz pro Schiene in Berlin informierte über die Gründe für die Entscheidung der Jury: „Der Bahnhof-Neubau in Wittenberg in Sachsen-Anhalt überzeugte die Jury in der Kategorie ’Alltagsmobilität’ mit seiner ’Offenheit zum Himmel hin und einer Sachlichkeit, die niemals kalt ist’. Der Bahnhof Bayerisch Eisenstein, dieser Überlebende des kalten Krieges, begeisterte die Jury mit einer gelebten europäischen Grenzkultur in der Kategorie ’Tourismusbahnhof’.
Die Jurymitglieder kommen vom Fahrgastverband Pro Bahn, dem Deutschen Bahnkunden-Verband, dem Verkehrsclub Deutschland, dem Auto Club Europa, dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club und der Allianz pro Schiene. Zudem reisen Verkehrsexperten des Deutschen Tourismusverbandes und der Kooperation „Fahrtziel Natur“ mit, um die touristischen Qualitäten der Bahnhöfe zu bewerten.
Die Allianz pro Schiene würdigt den Eisensteiner Bahnhof als „Idyll für Grenzgänger“. Wo früher der Eiserne Vorhang regiert habe, „atmet das frisch renovierte Ensemble heute wieder den guten Geist gelebter europäischer Grenzkultur“, schwärmt die Jury. Die Wiedervereinigung der beiden Bahnhofshälften sei so überzeugend gelungen, „dass Wanderer im Bayerischen Wald den Rucksack abschnallen, um sich den gastlichen Grenzverkehr im Bahnhof von Bayerisch Eisenstein in aller Ruhe anzusehen“.
Der Bahnhof sei nicht nur ein gutes Sprungbrett für Ausflüge, „er ist auch selber zum lohnenden Ausflugsziel geworden“, so die Jury. Die Übernahme des deutschen Gebäudeteils durch den Naturpark sei „ein echter Glücksfall“. Die NaturparkWelten im Bahnhof, aber auch die schöne Bahnhofsallee und die Gastronomie auf deutscher und tschechischer Seite – „mehr Bahnhof geht eigentlich nicht“, urteilte die Jury über den ersten internationalen Bahnhof, der in der Geschichte des Wettbewerbs ausgezeichnet worden ist.
Die Würdigung kommt passend zum 140-jährigen Bestehen des 1877 fertiggestellten Grenzbahnhofs. Deshalb wird am Sonntag, 15. Oktober, gleich doppelt gefeiert: „140 Jahre Grenzbahnhof“ und die Übergabe der Erinnerungstafel „Bahnhof des Jahres 2017“ durch die Jury.
Bereits vorab hat ein Filmteam einen kleinen Imagefilm vor Ort im Grenzbahnhof als Werbematerial für die Internetseiten gedreht und Interviews und Fotos gemacht.
Der Eisensteiner Bahnhof wurde auf der kürzesten Eisenbahnverbindung zwischen München und Prag von 1872 bis 1877 errichtet – ein repräsentatives Bauwerk mit 136 Meter Länge. Der heutige Eigentümer des deutschen Teils, der Naturpark Bayer. Wald, engagiert sich hier schon seit fast zwei Jahrzehnten. Bereits im Jahr 2000 wurde ein erstes Infozentrum geschaffen. Dort kann man Informationen über die Nationalparke Šumava und Bayerischer Wald sowie über das Landschaftsschutzgebiet Šumava und den Naturpark Bayerischer Wald erhalten. Außerdem gibt es einen Überblick über die Region zwischen Donau und Moldau und einen Veranstaltungsraum.
Seit 2014 gibt es unter dem Dach der NaturparkWelten das neue Europäische Fledermauszentrum, eine Ausstellung zum „König Arber“, das einzige ostbayerische Skimuseum und die Ausstellung „Eisenbahn, Mobilität und Kulturlandschaft“. Im Dachgeschoss des grenzdurchschnittenen Gebäudes entsteht eine 260 Quadratmeter große Modelleisenbahn. Zusätzlich gibt es die Ausstellung „Grenze – Kalter Krieg“. Im Mittelbau liegt der ehemalige historische Wartesaal 1. Klasse mit dem Naturpark-Wirtshaus.
Der Grenzbahnhof ist von Mittwoch bis Sonntag und an Feiertagen sowie in den bayerischen Ferien und von Juli bis September täglich von 9.30 bis 16.30 Uhr geöffnet. Der Warteraum für Bahnreisende ist täglich 24 Stunden offen.
Die Anreise, vor allem auch von Gruppen, funktioniert problemlos aus beiden Ländern mit der Bahn. Die Waldbahn auf der bayerischen Seite verkehrt im Stundentakt. Der Bahnhof mit seinen zwei Aufzügen wurde außerdem 2016 als barrierefrei zertifiziert. Näheres findet man unter www.naturparkwelten.de.rz/löf