Botschafter für die Natur
Ein Einblick in die Tätigkeiten des Arber-Gebietsbetreuers Johannes Matt
Claudia Winter
Zwiesel. Die Gebietsbetreuung für die Arberregion feiert heuer 25. Geburtstag. Als 1994 für den Arber eine hauptamtliche Naturschutzkraft eingestellt wurde, hat der Naturpark Bayerischer Wald eine bayernweite Vorreiterrolle übernommen. Mittlerweile ist die Zahl der Gebietsbetreuer in Bayern auf 65 angewachsen. Gerade im Arbergebiet mit seinem hohen Besucherdruck leistet Gebietsbetreuer Johannes Matt einen wertvollen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung und zum Schutz der einzigartigen Natur. Er ist sozusagen ein Botschafter für die Natur.
Was genau ist aber die Aufgabe des Arber-Gebietsbetreuers? „Ich fahre nicht den ganzen Tag mit der Gondel rauf und runter und ich bin auch nicht den ganzen Tag mit Vögel zählen und Blümchen bestimmen beschäftigt“, lacht Johannes Matt. Sein Aufgabenfeld ist sehr breit gefächert. Es reicht von der Öffentlichkeitsarbeit mit Führungen, Exkursionen und der Umweltbildung über Besucherlenkung, Arten- und Biotopschutz einschließlich Monitoring bis zur Vernetzung der regionalen Akteure, Beratung und Vermittlung zwischen Eigentümern und Behörden. Johannes Matt (30) ist seit knapp vier Jahren beim Naturpark beschäftigt, er stammt aus Jandelsbrunn, hat in einem Bachelorstudium Geographie studiert und anschließend seinen Master in Forstwissenschaften absolviert.
In den Sommermonaten legt Matt den Schwerpunkt seiner Arbeit auf das Führungs- und Exkursionsangebot. Er zeigt Besuchern die Naturschönheiten und weist auf Besonderheiten hin. Er informiert, erklärt die Zusammenhänge und wirbt so für nötige Schutz- und Pflegemaßnahmen. Dadurch will er eine Sensibilisierung bei den Besuchern erreichen und die Akzeptanz für die Umsetzung von Naturschutzzielen fördern.
„Die Besucherinformation und die Besucherlenkung ist gerade am Arber sehr wichtig“, sagt der Gebietsbetreuer. „Ohne Abplankungen wäre es nicht möglich, die Besucherströme auf dem höchsten Bayerwaldberg zu lenken“, ist er überzeugt. Durch die Abplankungen soll das Wegegebot, das per Verordnung auf dem Arbergipfel und im Naturschutzgebiet Großer Arbersee mit Seewand gültig ist, effektiv umgesetzt werden. „Da leistet die Arber-Bergbahn hervorragende Arbeit, wir arbeiten wirklich gut zusammen“, sagt Johannes Matt.
Überrascht war er zu Beginn seiner Dienstzeit vor vier Jahren, wie bunt und reich Flora und Fauna im Arbergebiet sind. „Der Arber ist so zugebaut, muss einen so starken Besucherdruck aushalten und hat botanisch gesehen doch so viel zu bieten“, so Johannes Matt. „Der höchste Berg des Bayerischen Waldes beheimatet eine ganz spezielle Pflanzen- und auch Tierwelt“, freut sich der Gebietsbetreuer.
Am Arber finde man die größte Konzentration an Eiszeitrelikten im außeralpinen Bayern. Zu den botanischen Besonderheiten des Arbergebiets zählen zum Beispiel Gamsbartbinse, Krauser Rollfarn, Krähenbeere, Ungarischer Enzian, Sumpf-Bärlapp und das rote Felsstraußgras. „18 der bisher am Arber gefundenen Pflanzenarten sind bayernweit gefährdet. Darüber hinaus sind im gesamten Arbergebiet 307 Moosarten nachgewiesen, davon stehen 111 auf der Roten Liste“, sagt der Fachmann. Auch eine Vielzahl bedrohter Tierarten sei im Arbergebiet heimisch. Neben dem Luchs fänden im Arbergebiet Vogelarten wie Auerhuhn, Berg- und Wiesenpieper, Dreizehenspecht sowie der Wanderfalke strukturreiche Refugien.
Der Gebietsbetreuer pflegt auch den Kontakt zu verschiedensten Naturschutzverbänden und bietet Fortbildungen an. So initiiert und betreut er auch immer wieder verschiedene Maßnahmen wie zum Beispiel das Entfernen der Lupinen am Arber-Gipfelplateau mit der Bergwacht, eine Entbuschungsaktion am Silberberg oder im vergangenen Winter erstmalig den DAV-Aktionstag, wo gezielt an einem Tag Skibergsteiger und Schneeschuhgeher angesprochen wurden.
„Langweilig wird mir nicht, es gibt immer viel zu tun – und es gibt ja auch viele schöne Momente in der Natur“, sagt Johannes Matt. Geradezu ins Schwärmen gerät er, wenn er von der Ausschau nach dem Wanderfalken im Arbergebiet erzählt, ganz früh am Morgen wenn noch keine Besucher da sind. Als erhebendes Gefühl bezeichnet er eine herbstliche Wanderung hoch über dem Nebelmeer und gigantisch sei das Erlebnis, wenn bei der Schneeschmelze im Frühjahr die Wassermassen die Rißlochfälle runter donnern.
Der Gebietsbetreuer ist draußen vor Ort für die Besucher da, für Einheimische, für Touristen, für Verbände, Schulen, Kindergärten, Gemeinden und auch für die Anfragen von Presse, Rundfunk und Fernsehen. Die erforderlichen Mittel für die Gebietsbetreuung werden zu 75 Prozent vom Bayerischen Naturschutzfonds übernommen, der Rest wird vom Naturpark Bayerischer Wald finanziert.
Alle Führungen und Exkursionen mit Gebietsbetreuer Johannes Matt sind kostenlos. Das Programm kann im Internet unter www.naturpark-bayer-wald.de eingesehen werden. Auch weiterführende Informationen über die Gebietsbetreuung sind auf der Naturpark-Homepage zu finden.