Blühender Naturpark: artenreiche Wiesen wiederherstellen

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Beim 2. Termin der Veranstaltungsreihe Landschaftspflegeforum des BUND Projekts Quervernetzung Grünes Band des Naturparks Bayerischer Wald und der ILE Ilzer Land drehte sich alles darum wie verarmte, verbrachte und intensivgenutzte Wiesen zu artenreiche, wertvolle Wiesenlebensräumen gestaltet werden können.
Wie kommt man von einer intensiv genutzten, zu einer bunten und summenden Wiese, mit einer Vielzahl von verschiedenen Pflanzen, Insekten und Schmetterlingen? Das A und O ist die angepasste Pflege der Wiese: Im Jahr soll zweimal gemäht und der Grünschnitt abtransportiert, daneben auf eine Düngung verzichtet werden. Das korrekte Vorgehen zur Förderung von Arten mittels Altgrasstreifen, Schnittzeitpunkte bei Extensivwiesen und die Nutzung von Heuwiesen erfuhren Interessierte bereits bei der Auftaktveranstaltung des Landschaftspflegeforums.

Was ist jedoch zu tun, wenn sich durch eine Umstellung der Wiesenpflege kein Artenreichtum einstellt? „Dann ist der Naturpark Bayerischer Wald mit dem Projekt Blühender Naturpark Ihr Ansprechpartner“, so Andrea Rinke Projektleiterin des Blühenden Naturparks. „Durch verschiedene Methoden in der Landschaftspflege kann samenhaltiges Pflanzenmaterial gewonnen werden. Mit dem artenreichen Mahd- und Druschgut können „unschöne“ Wiesen zu naturschutzfachlichen bedeutenden Wiesen regeneriert werden. Wichtig ist es im Vorfeld, den Standort, die natürlich Pflanzengesellschaft und weitere Faktoren wie die Höhenlage zu berücksichtigen“, erläutert Andrea Rinke. Wenn Pflanzenarten aus anderen Regionen eingebracht werden, kann es beispielsweise dazu kommen, dass die Pflanzen ausfallen, da sie nicht auf die vorhandenen Bedingungen angepasst sind oder die Interaktion zwischen Bestäuber und Blühzeitraum stimmen nicht überein. Solche negativen Auswirkungen sollen durch passende Matches verhindert werden.
Neben der stimmigen Auswahl von zu beerntenden Wiesen (=Spenderflächen) und Wiesen die artangereichert werden sollen (=Empfängerflächen) ist die laufende Nutzung der Spenderfläche für die Artanreicherung ausschlaggebend. „Wenn man den Grünschnitt der artenreichen Wiese als Heu für die Tierhaltung verwendet oder diesen nicht nutzen will oder kann, beeinflusst es die anzuwendenden Methoden“, so Rinke vom Naturpark.
Bei der Mahdgutübertragung wird die Spenderfläche regulär gemäht und der anfallende, frische Grünschnitt auf die Empfängerfläche verteilt. Damit kann die ganze Biozönose übertragen werden, d. h. es werden neben den Pflanzen auch Insekten, Spinnen, Schnecken und Pilze und alles andere aus dem gemeinschaftlichen Wiesenlebensraum auf den neuen Standort umgesiedelt.
Beim Wiesendrusch wird die Wiese mit dem Mähdrescher gedroschen. Durch spezielle Einstellungen des Mähdreschers ist es möglich Samen von Wiesenpflanzen zu gewinnen. Eine etwas schonendere Variante wäre der Drusch aus dem Schwad: Nach dem regulären Mähen, wird der Grünschnitt auf Schwad gelegt und dieser wird gedroschen. Pflanzen können sich noch teilweise vor Ort aussamen und das Risiko, dass die Wiese verarmt wird verringert.
„Wenn die Wiese regulär für den Heuertrag genutzt wird, ist die bevorzugte Erntemethode das Ausbürsten von Samen. Damit kann im stehenden Wiesenbestand ca. 20-30% des Samenpotentials der Wiese abgeschöpft werden. Mit „ausgebürstete“ Insekten und Spinnen können beim ersten Vortrocknen vor Ort flüchten. Die Wiese kann regulär gemäht werden.“, so Andrea Rinke. Die Maschinentechnik von den exotischen Wiesenausbürstungsgeräten wurden von Gerhard Schwingenschlögl und Josef Mader von LAPD Landschaftspflege/Drusch vor Ort in Schöfweg erklärt und die Geräte im Einsatz gezeigt. Die Ausbeute des gewonnen Samenmaterials konnte im frischem, vorgetrocknetem und gesiebten Zustand begutachtet werden.
Für alle Übertragungsmethoden ist zudem die vorbereitende Bodenbearbeitung entscheidend. Nur durch den direkten Kontakt zum Boden kann Saatgut-/Druschgut und Mahdgut auskeimen, sich auf der Empfängerfläche etablieren und sich schließlich zu einem blühenden, wertvollen Wiesenlebensraum für die heimische, gefährdete Flora und Fauna entwickeln.
Viele weitere Punkte rund um die Artanreicherung von Wiesen wurden bei dieser Veranstaltung genauer beleuchtet. Näheres zu rechtlichen Aspekte und weitere Informationen finden Sie unter https://www.lfu.bayern.de/natur/bayaz/artenschutz_pflanzen/regionaler_artentransfer/index.htm
Ebenso freuen wir uns über Meldungen von Wiesen, die bereits artenreich sind oder es werden sollen! Gerne wenden Sie sich bei Fragen rund um den Blühenden Naturpark an die Projektkoordinatorin Andrea Rinke, a.rinke@naturpark-bayer-wald.de oder Tele. 09922-802480.
Das Projekt Blühender Naturpark wird durch die Regierung von Niederbayern, Höhere Naturschutzbehörde mit Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz gefördert.
Merken Sie sich unbedingt den nächsten Termin in der Veranstaltungsreihe Landschaftspflegeforum am 20.07.2023 in Grainet vor. Es dreht sich um die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten eines Doppelmessermähwerks. Weitere Informationen: www.naturpark-bayer-wald.de.

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